Kategorie: Tierisches

  • Ich bin sensibel!

    In den letzten Wochen tobte hier das Leben, bzw.die Tischlerei!
    Der Chef arbeitete nicht einfach nur viel, sondern nur noch und war von allem und jedem genervt. Und die Chefin war vom genervten Chef genervt.

    Und „nebenbei“ hatte eins der Kinder Geburtstag, was mit einer wahren Flut an Parties gefeiert wurde (nein, die haben mich wieder leer ausgehen lassen, keinen Bergkäse *grummel*).

    Die Chefin war überarbeitet, und trotzdem hektisch und immerzu am Rödeln.

    Und ich fand das alles doof.
    Keiner spielte mit mir armen Ember-Maus, Mausezähnchen, Ratte, Mottekarotte so, wie ich mir das vorstelle!

    Ich fand das, sorry für die Ausdrucksweise, „Scheiße“! Also eher: „Pipi“! Und genau das tat ich auch! Und zwar nicht beim Gassi gehen, sondern im Haus! Wiederholt!

    Passend zu Halloween war nun alles völlig ent-geistert und unbe-geistert!

    Aber zum Glück sprach die Chefin mit meiner Hundetrainerin und die erklärte ihr genau erklärt, was ich möchte: Entspannte Menschen!

    Nun lassen es Chef und Chefin wieder ruhiger angehen, und ich wurde für meine Sensibilität gelobt. Und die Chefin nennt mich nun ihren persönlichen Stress-Seismographen und ihr mahnendes Gewissen.

    Ach Leute, ich mag meine Lehrerin…und meine Leute…*seufz*

  • Spielbesuch

    Ich war in letzter Zeit sehr fleißig. Daher brummt der Laden, und alle kommen aus dem Arbeiten nicht raus.
    Und weil die Zeit für meine Extramätzchen fehlte, und ich trotzdem ganz lieb war, haben mir meine Chefs ein extra Prämie zukommenn lassen:

    So kam ich neulich morgens aus unserer Haustür, um zur Tischlerei zu fahren – da stand da auf einmal ein fedriges Etwas! Mittelgroß, langer Hals, hellbraun. Das Federdings guckte, ich guckte zurück – und dann lieferten wir uns ein spannendes Wettrennen!
    Das Federdings hatte Flügel und einen kleinen Vorsprung –  aber ich hatte vier Pfoten und gut gefrühstückt, es versprach also spannend zu werden. Während unseres kleinen Wettlaufs heulte stimmungsvoll eins der Kinder zur Untermalung.
    Letztendlich halfen die Flügel dem Federdings nicht über unseren Zaun, also schnappte ich mir das Federdings und schüttelte es ordentlich durch, bis es ermattete und völlig still und bewegungslos blieb.
    Danach bin ich dann zur Begeisterung der Chefin gleich in´s Auto gehopst, allerdings für den kleinen Hunger zwischendurch noch mit einigen Federn im Fang.

    So eine nette Idee von meinem Chefs, mich auf diese Weise zu überraschen!

    Aber damit nicht genug:
    Komme ich mittags nach Hause und marschiere ruckizucki zu meinem neuen Spielzeug – da isses weg!!!
    Ich habe den ganzen Hof abgesucht und nirgends war das Fedderdings? Was war ich enttäuscht!

    Nur ein paar Federn hat es mir zurückgelassen! Irgendetwas mumrmelte meine Chefin erleichtert von „Schockstarre“ und „weggerannt“…

    Am nächsten Tag aber war es wieder da und wollte weiter spielen, das wiederauferstandene Federdings! Allerdings war ich diesmal vorsichtiger und jagte es nur ein bisschen über den Hof. Zumal die Chefin sich mir in den Weg stellte und „Aus!!!!!“ (mit 5 Ausrufezeichen!) brüllte. Aber sie hat ja recht, wenn es kaputt ist, kann ich nicht mehr damit spielen.

    Ich habe ja mittlerweile den Eindruck, dass meine Menschen doch etwas genervt von ihrem Geschenk sind, die murmeln unbegeistert immer wieder etwas von „Nachbarn“, „selbstmörderisch veranlagtes Gubbelgubbel“ und „hoffentlich keine Krankheiten von dem Vieh“.

    Ich aber freue mich schon auf Federdings´ nächsten Besuch, denn mein Kumpel und ich haben zusammen viel Spaß!

  • Merkwürdige Chefin

    Nach meiner Einarbeitung, den Sommerferien der Kinder und dem Suchen und Finden eines neues Auszubildenden könnte nun so langsam Ruhe in der Tischlerei einkehren.

    Aber die Chefin ist eine echte Spielverderberin:
    Statt mal die Routine zu genießen, rennt sie wie doof mit einem Zollstock durch die Räume. Zwischendurch sitzt sie am Rechner, stiert konzentriert auf den Bildschirm und schiebt wild etwas namens „Maus“ über den Tisch, um dann und wann wild um sich zu klicken. Zur Abwechslung zeichnet sie hin und wieder unkoordiniert auf einem Block rum.
    Heute morgen bekam sie dann so einen wilden Blick und schmiss jede Menge Unterlagen weg.

    Der Höhepunkt war dann vormittags im Besprechungszimmer:
    Sie saß erst ruckelnd und rutschend auf einem Hocker, guckte immer wieder konzentriert in´s Nichts und fuhrwerkte zwischendurch mit dem Zollstock rum. Aber es ging ihr wohl nicht so gut, also schob sie drei Hocker und Stühle zusammen und setzte sich mal mit langen Beinen, mal im Schneidersitz auf diese Konstruktion, um sich anschließend sogar hinzulegen. Ich habe ihr während dieser Aktion besorgt im Nacken geschnuffelt, woraufhin sie wild zu zucken und sich zu krümmen begann. Die vitalen Funktionen funktionierten also noch.
    Ich glaube, es geht ihr nicht gut. Ich werde ihr mal mein Körbchen zum Ausruhen anbieten…

  • Pressebesuch

    Es gibt Tage, da werde ich schmerzlich daran erinnert, dass ich nicht die Chefin, sondern nur der Hund bin. Aber mit mir kann man es ja machen.
    Was war geschehen?

    Wir hatten in der Tischlerei Besuch aus Süddeutschland.
    Es ging schon gut los, als er, der Besuch, zur Tür herein kam, und ich mich auf meine Wachhundqualitäten besann. Also stellte ich meine Bürste (= Irokesenhaarschnitt beim Hund) auf, guckte böse und bellte ordentlich, um zu zeigen, wem hier der Quietschie gehört.
    Aber was passiert? Kommt der Kerl an, ignoriert mein Bellen wie ein Gehörloser, beugt sich von seinen 1,96 m zu mir runter, greift mir beherzt in den Nacken – und krault mich! Okay, Widerstand war zwecklos, also war ich mal nicht so, ließ das brav mit mir machen und ging ihm während der restlichen Zeit sicherheitshalber nicht von der Seite. Ich ließ mir sogar das weitere Kraulen klaglos gefallen, alles natürlich nur aus reiner Tischlerhundpflichterfüllung!

    Danach gab es Essen und alle stürzten sich wie ausgehungerte Wölfe auf Muffins und Brötchen. Allerdings nicht ich. Ich durfte nicht. Ich bin ja nur der Hund.
    Dabei gab es sogar alten Mommark. So wie er roch, war er wirklich sehr alt! Fast so gut wie Bergkäse! Und ich liiieeebe Bergkäse…
    Aber das Schlimmste kommt noch: Es fiel nichts runter!

    Bei der anschließenden Fotosession wurde ich dauernd weggeschickt weil im Weg stehend.

    Doch zu meinem großen Hundeglück wohnt die Seniorchefin im Tischlereigebäude, und mit der verstehe ich mich mittlerweile richtig gut. Die denkt an mich, und ich habe mir dort erstmal meine Ration Hundekse abgeholt.
    Und die anderen haben nichts abbekommen!

  • Quietschie ist wieder da!

    Nachdem ich ja nun sooo traurig war, dass Quietschie weg ist, kann man sich meine Wiedersehensfreude vielleicht vorstellen, als eins der Kinder dann mit Quietschie aus seinem Zimmer auftauchte. Wie es aber zu Qietschies Abwesenheit kam, muss ich hier unbedingt erzählen:

    Qietschie qietschte dem großen Kind während des Fernsehens zu laut. Also wurde Quietschie gekidnappt, in ein T-Shirt eingewickelt und im Chaos des Kinderzimmers versteckt.
    Aber nachdem das Kind nach Hause kam und von meinem Kummer hörte, gab es Quietschie umgehend zurück…mit lautstarkem QUUUIIIEEEETSCH-Erfolg.
     
    Wir (Kinder, Qietschie, ich) haben uns nun darauf geeinigt, Qietschie während der Abendstunden für mich unerreichbar zu verstauen und mir morgens wieder zurückzugeben. Dann wird mit neuer Kraft aus Leibskräften gequietscht. Ich bin sozusagen eine Weiterentwicklung der Evolution: Ein Hund mit Weckfunktion!

    Das Braune ist kein angegammelter Hase, sondern Qietschie!
    Und hier Qietschie nochmal etwas besser sichtbar.

  • Such den Quietschie!

    Es gibt ein Spielzeug, dass ich so richtig gut finde.
    Es ist weich und kuschelig, es quietscht und man kann darauf sogar rumkauen.
    Und wenn meine Menschen es wegwerfen, beschreibt es wunderschöne Flugbahnen, so dass ein Wiederbringen einfach nur Spaß macht!

    Es gibt da aber ein Problem. Sogar ein sehr großes Problem.

    Quietschie ist weg!
    Also nicht einfach nur weggeräumt oder über Nacht in einem anderen Zimmer hinter verschlossener Tür unerreichbar, sondern so richtig weg. Unauffindbar!
    Kein anderes Spielzeug kann mich trösten, und ich will auch keinen neuen Ersatz. Der stinkt nämlich nicht so schön, darauf habe ich doch lange hingearbeitet.
    Ich tigere also durch das Haus und suche und suche. Zwischendurch stupse ich die Chefin an, zum Mitsuchen. Aber die findet Quietschie auch nicht.
    Ich vermisse so meinen „Quietschie-Quietschie-Quiiiiieeeetsch“, der so herrlich melodisch und gut deutlich zu hören ist und die Kinder morgens aus den Zimmern holt.

    Zur Zeit habe ich einen Ersatzqietschie, aber der ist nicht so schön kuschelig.

  • Ode an Helga

    …and the Oscar goes to…Embeeeer!!!

    Neulich fiel meinen Menschen auf, dass ich nachts nicht mehr belle.
    Und in´s Haus piesel ich nur noch mit echtem Grund. Wobei es zugegebernermaßen viele Gründe gibt, doch noch mal so ein bißchen…
    Aber es wird weniger, Pfote drauf!

    Und neulich weigerte ich mich doch tatsächlich, ohne Leine aus dem Auto auszusteigen, schließlich habe ich an der Stelle sonst immer eine Leine dran!

    Und weil ich soo toll geworden bin, habe ich mir eine Auszeichnung als „Ember des Jahres“ verdient, sagen meine Menschen.

    Und dass es soweit gekommen ist, habe ich Helga zu verdanken! Helga ist meine Hundetrainerin und macht Hausbesuche, gibt aber auch Gruppenunterricht in Rinteln-Deckbergen. Sie lehrt mich, wie ich meine Menschen zu behandeln habe, damit die immer das machen, was ich möchte, so dass es mir gut geht.
    Bei Helga hagelt es neben echt schwierigen Übungen wie doofes Liegenbleiben auch Leckerlies, tolle Spiele, und ganz viel Lob.
    Helga schimpft nicht nicht mit mir, wenn ich völlig überfordert bin und dann rumbelle.
    Oder meinen Rappel bekomme und dann rumbelle.
    Auch, wenn meine Menschen dann oft schon ganz schön genervt sind, behält Helga immer die Ruhe und ihre gute Laune.
    Helga ist immer für eine Überraschung gut, und wenn es eine Dusche aus der Wasserflasche ist!
    Helga ist Suuuper-Heeelgaaaa!!

    Weil Helga so klasse ist, möchte ich an dieser Stelle eine ganz große Ausnahme machen und auf eine fremde Homepage verweisen, nämlich auf Helgas,
    Vielleicht können andere Hunde ja auch ihre Unterstützung im Umgang mit den Menschen brauchen, denn die Frau ist so tough, die sagt den Zweibeinern schon klipp und klar, wo es langgeht…

  • Betriebssport

    Jeder weiß, wie wichtig gesunde Mitarbeiter für den Betriebserfolg sind.

    Ganz bestimmt aus diesem Grund hat der Chef ein Fitnessgerät extra für mich in die Ausstellung bauen lassen.
    Es handelt sich um ein Loch in einer Tür, durch das ich mit wachsender Begeisterung durchhopse.
    Es ist nicht zu groß (sonst wäre es ja einfach) und in der richtigen Höhe zum Durchspringen. Ich kann aber auch einfach nur durchschauen wie Else Stratmann (kennt die noch jemand?). Da das Loch wirklich nur ein Loch ist, und keine schnöde Hürde, wird gleichzeitig mein Köpfchen trainiert, ist doch das exakte Zielen und Durchspringen, ohne sich den Kopf anzuhauen, nur etwas für fortgeschrittene Tischlerhunde. Viel besser als dieser langweilige Tunnel in der Hundeschule!

    Das hausgemachte Loch macht so viel Spaß und trainiert mich dermaßen gut, dass ich dem Chef vorschlagen werde, das gleiche für die Mitarbeitertoilette anzulegen!

  • Lieblingsmöbel

    Mal unter uns:
    Als Tischlerhund muss man ja schon von Berufs wegen ein Faible für Holz haben, und ich habe ja bereits über die Vorzüge dieses durchaus brauchbaren Werkstoffs berichtet. 
    Aber mal ganz ehrlich, es gibt da ein Möbelstück, das üüüberhaupt nichts mit Holz zu tun hat. Und ich liebe es, es ist kuschelig, warm und weich. Nennen tut es sich „Körbchen“. 
    Der Witz an der Sache ist, dass kein Korb dran ist, jedenfalls bei meinem Körbchen nicht. Raffinierterweise kann man es auseinanderbauen und umdekorieren. Und dann kann man sich gaaaanz doll lang machen, und überall ist es gemütlich um einen herum. Und man (besser: Hündin) muss nicht davor liegen, man kann richtig da reinsteigen und dann darin rumflätzen! Hat mir die Chefin gezeigt, indem sie mich, die anfangs sicherheitshalber nur davor lag, gleich am ersten Tag, als ich in der Tischlerfamilie neu war, kurzerhand hereingehoben hat. 
    Ich liebe es! Und es ist für mich! Für mich ganz alleine! Kein anderer darf dort rein, ist eine Regel hier im Haus! Manchmal werde ich von den Kindern darin besucht, aber das ist dann auch ganz schön. Aber die restliche Zeit: Meins!!!

  • Erziehungssache

    Seit 10 Wochen bin ich nun in der Hundeschule und dort lernen wir so doofe Sachen wie „ruhig liegen bleiben“, im Hundebesitzerdeutsch auch „Ablegen“ genannt. Das finde ich völlig überflüssig, wozu habe ich vier Pfoten? Ich muss allerdings zugeben, dass die Übung durchaus ihre Vorteile hat:  Die Leckerlies kommen angesaust, ohne dass ich etwas anderes tun muss, außer blöd und unmotiviert rumzuliegen.

    Unter uns gesagt, habe ich eher den Eindruck, dass Chef und Chefin dort lernen, mich ordentlich zu behandeln und „hündisch“ zu denken. Quasi ein Kurs zur Mitarbeiterführung für vierpfotige Angestellte. Das dürfen sie aber nicht wissen, eigentlich denken sie, dass ich die Kommandos lerne.

    Ich dagegen lerne tatsächlich wichtige Sachen, nämlich die neuen Kenntnisse meiner Menschen für meine Zwecke auszunutzen:
    Nehmen wir das leidige Thema „Leinenführigkeit“.
    Wenn ich leicht hinter ihnen, quasi unsichtbar, ohne zu ziehen, an der Leine nebenher spaziere, haben meine Menschen gelernt, mich mit jeder Menge Futter umgehend zu belohnen.
    Das funktioniert nun praktischerweise auch ohne Hundetrainerin.
    Während des Gassi gehens trotte ich nun also ebenso brav wie manchmal in der Hundeschule bei Fuß, und zur Erinnerung stubse ich dann und wann die Hand des edlen Spenders an.
    Und prompt kommt das Leckerchen aus der Tasche!

    Dabei kommt das Häufchen machen allerdings ein wenig kurz. Es ist einfach im Vergleich viel zu aufwendig, wenn doch einfaches Nebenhergehen zum satt werden reicht. Aber mein Geschäft mache ich dann mal kurz zwischendurch, zur Not auch ohne Leckerchen oder beim nächsten Gassi-Gang.
    Der folgt nämlich dank meiner konsequenten Erziehung immer recht schnell, wenn ich vorher nichts gemacht habe.

  • Werkstoff Holz

    Ich bin ja nun seit über einem Monat hier in der Tischlerbude und so langsam beginne ich, die Vorteile von Holz schätzen zu lernen.

    Holz kann man benagen, egal, ob Ast oder Zweig frisch vom Baum oder ein Stück Leimholz aus der Werkstatt, dass mir der Geselle manchmal zusteckt, wenn ich genug bettel.

    Holz kann auch sehr gut als Müsli geschleckt werden. Wenn der Azubi seine Zinken übt, fällt jede Menge davon ab. Lecker!

    Gewöhnen musste ich mich an die Holzwand, die man hochgeht. Es sind kleine Einkerbungen dran, und die Wand ist auch nicht ganz senkrecht, so dass man mit etwas Übung darauf vorwärts gehen kann. Die nennen das „Duppe“, nein: „Treppe“!
    Es hat schon anfangs einige Wochen Üben, viel Mut von mir und Leckerlies von der Chefin benötigt, bis ich Treppen so locker-flockig hochrenne und runterrolle, wie ich es jetzt mache. Aber Treppen haben eindeutig Vorteile, sie erleichtern den Weg zur Futtertonne ungemein (Ja! Ich bekomme jetzt zur Abwechslung wieder eine halbe Portion direkt aus der Futtertonne und dem Napf! Ohne Rumgerenne und  „Briiings heeer!“ mit dem Futterbeutel).

    Toll sind auch diese abgebrochenen und zusammengeflickten Holzstücke, die regelmäßig an mich rangehalten werden. Ich stehe dann im Mitztelpunkt, die Holzstücke werden langezogen und an mich rangehalten, und alle sind ganz aufgeregt und werfen Zahlen durch die Gegend. Tatsächlich wurde damit festgestellt, dass ich damit nicht schrumpfe, sondern wachse!
    Für diese außergewöhliche Leistung (oder für das Stillhalten beim Messen?) bekomme ich dann immer Leckerlies. Was noch besser als Holz schmeckt!

    Abraten würde ich von einem klassischem Verwendungszweck, dem Bauen von Schranktüren:

    Hier finde ich es eher ungünstig, denn das selbstständige Öffnen der Futtertonne wird mittels einer hölzernen Schranktür massiv erschwert!

  • Zwischenbilanz

    Nachdem ich nun seit exakt drei Monaten ein Tischlerhund bin, möchte ich mir einen Rückblick erlauben:

    Geboren wurde ich ja, wie bereits mehrfach angedeutet, im Juni 2011 in Bulgarien. Von dort wurde ich irgendwann via Bulgarisches Heim nach Deutschland in ein Tierheim gebracht. Es nennt sich Colliehilfe, aber in meiner Gruppe (wir durften dort frei innerhalb einer Gruppe in einem Gehege rumtoben) war kein einziger Collie, sondern jede Menge Kumpels, die eine ähnliche Geschichte wie ich hatten.

    Irgendwann kamen dann mein Chef und die Chefin mit ihren Kindern vorbei und beobachteten uns Hunde. Ich lief wie die meisten von uns neugierig an den Zaun und erhaschte einen Schleck vom restlichen Frühstück von der einen Hand des größeren Kindes. Das fand der Junge klasse – ich auch, es schmeckte gut!
    Nach einigen Minuten wurde ich dann rausgerufen und konnte noch eine Geschmacksprobe vom Gesicht des Jungen nehmen, worauf sich bei ihm Begeisterung breit machte:“ Sie mag mich, sie hat mich geküsst.“ Quatsch, das hatte ich nicht! Aber das spielte keine Rolle, ich wurde nämlich trotzdem von oben bis unten durchgestreichelt und geknetet. Fühlte sich merkwürdig an, so von Menschen geknuddelt zu werden, gefiel mir aber sehr gut, und ich blieb ganz still und ruhig.
    Nach einiger Zeit ging die Familie wieder, und ich marschierte zurück zu meinen Kumpels in´s Gehege.

    „Nette Abwechslung“, dachte ich, und wandte mich wieder meinen Kumpels zu…bis diese Familie nach einigen Tagen wiederkam, holterdipolter jede Menge Papierkram klar machte, mir ein seltsames Etwas names „Geschirr“ umfummelte und mich kurzerhand mitnahm.
    „Huch!“
    Ich lag also bei denen im Auto und wusste nicht, wie mir geschah, als wir so durch die Landschaft fuhren. Zwischendurch streichelte mich die Chefin beruhigend und dank dieses ewigem stupiden Brummens (nicht die Chefin brummte, sondern das Auto!), schlief ich zwischendurch sogar ein.
    So begann es.

    Mittlerweile bin ich seit exakt 3 Monaten (steht auf dem Tierschutzvertrag!) bei dieser leicht verrückten Tischlerfamilie in dem großen, alten Restbauernhof und der Tischlerei ein paar Kilometer weiter.
    Und da ich außerdem laut Impfpass im Juni 2011 geboren wurde, setzten die Kinder mein exaktes Geburtsdatum kurzerhand auf den 13.6.2011 fest. Heute bin ich also auf deren Beschluss hin ein ganzes Jahr alt und feiere Geburtstag!

    Neben vielen Kleinigkeiten, die ich so im Laufe meines bisherigen Lebens gelernt habe und von denen ich später noch berichten werde, kann ich doch aber etwas ganz Grundsätzliches festhalten:
    Menschen und das Leben allgemein sind doch entschieden besser, als ich anfangs dachte. Zwar kommen immer wieder die Erinerungen hoch und das neu erworbene Grundvertrauen muss noch gefestigt werden.
    Aber wenn ich vor lauter Angst und Schrecken dann mal losbelle, beruhige ich mich doch jeden Tag schneller. Ehrlich!

    Ich gedenke, noch viel mehr Lebenserfahrung zu sammeln, und ein fleißiger und kluger Tischlerhund zu werden. Der Chef sagt, Bulgarische Stragramis sind dafür wie geschaffen, und wenn der das sagt, muss es ja stimmen!

  • Hausbesuch

    Da der Chef und die Chefin gestern in Hannover arbeiten waren, nutzte ich die Gelegenheit zu einem Hausbesuch bei dem Gesellen. Als Betriebspsychologin muss ich natürlich auch die private Seite der Mitarbeiter kennen.
    Ich muss sagen, das selbst renovierte Häuschen kann als Ausstellungsstück herhalten, so toll wurde es fertig gemacht. Wirklich schöne und besondere Möbel – und alles selbst getischlert!

    Eine sehr nette Frau und einen sehr lieben Sohn hat der Geselle auch, ich war sehr zufrieden.
    Fast tut es mir leid, dass ich als erste Amtshandlung die Frau ordentlich verbellte, als sie so überraschend vor mir stand.
    Sonst hat es mir dort gut gefallen, der Sohn und ich haben uns zum Beispiel immer wieder Hand und Pfote gegeben und uns versichert, dass wir ganz toll zusammen spielen können.
    Außerdem durfte ich später noch in den Garten und war zum krönenden Abschluss mit der ganzen Familie ausgiebig Gassi.
    Wobei man beachte: Ich ging mit ihnen. Nicht: Die gingen mit mir! Das war mal eine nette Abwechslung.
    Ich habe das später dann beim Chef und der Chefin ausprobiert, aber die fanden das doof. Die wollen immer noch lieber selber bestimmen.

    Aber über eins wunderte ich mich doch sehr:
    Kann es ein Leben ohne Krimskrams geben, so ohne Zettelchen, Liegengebliebenes und Müsstemalweggeräumtwerden-Kram?
    Bei meinen Leuten habe ich den Eindruck, dass die ohne ein gewisses Grundchaos nicht lebensfähig sind. Dass es auch anders, so wie beim Gesellen, geht, überraschte mich dann doch sehr.

  • Frische Luft und Sauberkeitserziehung

    Als Betriebspsychologin sehe ich es auch als meine Aufgabe an, alle ordentlich an die frische Luft zu bekommen, denn: „Grün beruhigt!“
    Der Chef und die Chefin sind diesbezüglich aber etwas faul
    . Sie wollen zum Beispiel nicht öfter als 2x/Stunde mit mir rausgehen, was doch entschieden zu wenig ist, wenn man als Straßenhund an der frischen Luft aufgewachsen ist.
    Da habe ich nun Abhilfe geschaffen:
    Immer, wenn die mir erteilte Aufmerksamkeit zu wenig ist (muss ja nicht immer ein Gassigang sein, eine kleine Streichel- oder Massageineheit von einer halben Stunde reicht ja schon), suche ich mir unauffällig ein nettes Plätzchen, und mache dort hin, was so gerade aus mir rauskommt: Großes Geschäft oder kleines Pipi.
    Bis jetzt war das „Hallo“ dann immer groß: Ich wurde angesprochen, manchnmal etwas ruppig, aber das störte mich nicht weiter, und mein Geschäft wurde weggemacht. Danach gingen wir schick Gassi.
    Dummerweise funktioniert diese Taktik mittlerweile so nicht mehr:
    Es gibt keine Aufmerksamkeit mehr, wenn ich irgendwo für Stimmung sorge, sondern die machen mein Häufchen oder das Pipi kommentarlos weg. Und gehen anschließend auch nicht mehr mit mir raus, selbst wenn ich an den strategisch wichtigen Punkten im Haus sitze und erwartungsvoll gucke!
    Nicht das ich das Gassi gehen bräuchte, ich habe mich ja schon erleichtert. Aber es ist doch eine nette Abwechslung und oft das Ziel meiner Aktion.

    Allerdings gefällt mir die Ersatzhandlung meiner Menschen fast noch besser:
    Immer, wenn ich nun meine Nase Richtung Teppichboden bewege, um mal einen ordentlich Hieb Geruch zu schnuffeln, springt irgendwer nervös auf und geht mit mir raus. Dann soll ich mich draußen erleichtern und anschließend bekomme ich ein Leckerli. Aber erst, wenn ich mich tatsächlich erleichtere! Einfaches Stehen auf der Grasnarbe des Feldes samt fragendem Blick an das andere Ende der Leine reicht nicht.
    Aber manchmal mogle ich. Dann stelle ich mich auf die Grasnarbe und hocke mich hin. Was wirklich passiert (oder auch nicht), verschweigt das hohe Gras. Und sicherheitshalber bekomme ich dann doch eine Kleinigkeit.
    Die Frequenz des Rausgehens bestimme ich übrigens. Und Sie können mir glauben, dass ich manchmal seeehr viel am Fußboden schnüffel…

  • Berufswahl: Tischlerhund vs. Gärtnerhund

    Da habe ich schon mit den individuell abgeänderten Möbeln meine Qualifikation als Tischlerhund unter Beweis gestellt und sammle liebevoll kleine Holzklötzchen zur höchtpersönlichen Bearbeitung im Büro vom Boden der Werkstatt auf, und doch überlegt die Chefin, ob ich als Gärtnerhund nicht eine vielversprechendere Karriere starten könnte:
    Ich habe nämlich sorgfältig Gräser rausgerupft, was die Chefin durchaus begeisterte. Nur an der Performance soll ich noch arbeiten.  Jeden Tag einen sorgfältig gerupften Grashalm (mit Wurzel!) findet sie etwas wenig.

    Das versuchte ich dann bei meiner nächsten Aktion zu bedenken. Immerhin 3 kleine Buchbäume habe ich in Rekordtempo ausgebuddelt! Das ging auch ganz gut, immerhin hat die Chefin, ganz im Gedanken des Teamworks, vorgebuddelt und die Erde gelockert.
    Auf einmal war die Chefin dann aber mit meiner Motivation nicht mehr einverstanden und wollte, dass ich meine Arbeit einstelle.
    Ja, was denn nun?