Tierisches

Zwischenbilanz

Nachdem ich nun seit exakt drei Monaten ein Tischlerhund bin, möchte ich mir einen Rückblick erlauben:

Geboren wurde ich ja, wie bereits mehrfach angedeutet, im Juni 2011 in Bulgarien. Von dort wurde ich irgendwann via Bulgarisches Heim nach Deutschland in ein Tierheim gebracht. Es nennt sich Colliehilfe, aber in meiner Gruppe (wir durften dort frei innerhalb einer Gruppe in einem Gehege rumtoben) war kein einziger Collie, sondern jede Menge Kumpels, die eine ähnliche Geschichte wie ich hatten.

Irgendwann kamen dann mein Chef und die Chefin mit ihren Kindern vorbei und beobachteten uns Hunde. Ich lief wie die meisten von uns neugierig an den Zaun und erhaschte einen Schleck vom restlichen Frühstück von der einen Hand des größeren Kindes. Das fand der Junge klasse – ich auch, es schmeckte gut!
Nach einigen Minuten wurde ich dann rausgerufen und konnte noch eine Geschmacksprobe vom Gesicht des Jungen nehmen, worauf sich bei ihm Begeisterung breit machte:“ Sie mag mich, sie hat mich geküsst.“ Quatsch, das hatte ich nicht! Aber das spielte keine Rolle, ich wurde nämlich trotzdem von oben bis unten durchgestreichelt und geknetet. Fühlte sich merkwürdig an, so von Menschen geknuddelt zu werden, gefiel mir aber sehr gut, und ich blieb ganz still und ruhig.
Nach einiger Zeit ging die Familie wieder, und ich marschierte zurück zu meinen Kumpels in´s Gehege.

„Nette Abwechslung“, dachte ich, und wandte mich wieder meinen Kumpels zu…bis diese Familie nach einigen Tagen wiederkam, holterdipolter jede Menge Papierkram klar machte, mir ein seltsames Etwas names „Geschirr“ umfummelte und mich kurzerhand mitnahm.
„Huch!“
Ich lag also bei denen im Auto und wusste nicht, wie mir geschah, als wir so durch die Landschaft fuhren. Zwischendurch streichelte mich die Chefin beruhigend und dank dieses ewigem stupiden Brummens (nicht die Chefin brummte, sondern das Auto!), schlief ich zwischendurch sogar ein.
So begann es.

Mittlerweile bin ich seit exakt 3 Monaten (steht auf dem Tierschutzvertrag!) bei dieser leicht verrückten Tischlerfamilie in dem großen, alten Restbauernhof und der Tischlerei ein paar Kilometer weiter.
Und da ich außerdem laut Impfpass im Juni 2011 geboren wurde, setzten die Kinder mein exaktes Geburtsdatum kurzerhand auf den 13.6.2011 fest. Heute bin ich also auf deren Beschluss hin ein ganzes Jahr alt und feiere Geburtstag!

Neben vielen Kleinigkeiten, die ich so im Laufe meines bisherigen Lebens gelernt habe und von denen ich später noch berichten werde, kann ich doch aber etwas ganz Grundsätzliches festhalten:
Menschen und das Leben allgemein sind doch entschieden besser, als ich anfangs dachte. Zwar kommen immer wieder die Erinerungen hoch und das neu erworbene Grundvertrauen muss noch gefestigt werden.
Aber wenn ich vor lauter Angst und Schrecken dann mal losbelle, beruhige ich mich doch jeden Tag schneller. Ehrlich!

Ich gedenke, noch viel mehr Lebenserfahrung zu sammeln, und ein fleißiger und kluger Tischlerhund zu werden. Der Chef sagt, Bulgarische Stragramis sind dafür wie geschaffen, und wenn der das sagt, muss es ja stimmen!

Autor

Ich bin die "Tischlerfrau": Ehefrau vom Tischlermeister, Mutter von zwei Jungs, Frauchen und Möchtegernchefin vom Tischlerhund Ember.

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