Autor: Tischlerfrau

  • Spontanfeier nach Tischlerbesuch!

    Neulich beim Kundentermin.
    In einem Alter, in dem andere vom Betreuten Wohnen Richtung Seniorenresidenz umziehen, richtet sich eine unserer Kundinnen in ihren angestammten vier Wänden erstmal neu ein.
    Nach und nach wird also nach Feng Shui (= besonderer Wunsch der Kundin!) die Wohnung umgestaltet.

    Unser Geselle und Bald-Azubi lieferten also bei der Kundin exakt nach ihrem Wunsch (natürlich!) gefertigte Küchenmöbel aus.
    Anscheinend wurde der Hausgemeinschaft bereits zuvor von der Umsetzung der bisherigen, uns erteilten Aufträge vorgeschwärmt, denn unsere Jungs waren kaum fertig, da stand die Küche voll mit jeder Menge Nachbarn, die alle neugierig unsere Arbeit begutachteten und um die Wette staunten.
    Sektflaschen wurden geköpft und alle Schubkästen einzeln getestet. Der neue Küchentisch stand ruckzuck voll mit Gläsern und die Stimmung ließ nicht zu wünschen übrig.

    Wir sind begeistert über die Begeisterung und Lebensfreude der Kundin und die gute Hausgemeinschaft! Und wir finden es toll, der Grund für eine spontane Feier zu sein!

    Erwähnte ich schon, dass wir die coolsten Kunden der Welt haben?

  • Klassentreffen in Essen. Oder: Security 2012

    Heimlich still und leise schlich sie heran, und fast hätten wir sie dieses Jahr übersehen: die Sicherheitsfachmesse Security in Essen, die alles zum Thema Einbruch- und Brandschutz bietet und ein Mekka für die Sicherheitsbranche ist (bei dem Namen der Messe nicht wirklich verwunderlich).

    Hier holen sich Feuerwehr, Polizei und andere sicherheitsrelevante Einrichtungen Anregungen für die Optimierung ihrer Ausrüstung. Außerdem sind noch große Sicherheitsunternehmen anwesend. Technikbegeisterte und Freunde der früheren Kosmos-Experimentierkästen würden durchaus auch auf ihre Kosten kommen.
    Dazwischen der Tischlermeister mit dem Tick für Einbruchschutz…

    Und die Fahrt schien sich gelohnt zu haben. Jedenfalls, konnte man das nach einem Blick auf das glückselige Grinsen im Gesicht des Gatten schließen! Nicht wegen der Schnittchen oder Werbegeschenke, sondern aufgrund des Treffens mit alten Bekannten, die neue Finessen vorführten.

    Irgendwann gab es zum Beispiel ein Erlebnis der witzigen Art, als bei ABUS nach Herrn Bremicker gefragt wurde, und dort auf dem gar nicht so kleinen Stand  auf Anhieb 9 (in Worten: neun!) Männer den Kopf drehten. Das nenne ich mal ein Familienunternehmen!*

    Annähernd inkognito dagegen waren die Familienmitglieder von Karl-Heinz Volk, die raffinierterweise einen anderen Nachnamen hatten.

    „Inspiriert“ von der Security hat sich bei uns übrigens eine familieninterne Diskussion über unser nächstes Schließsystem entwickelt:
    Der Gatte will einen Transponder mit sich rumschleppen, um, ohne einen Finger zu rühren, einfach durch reines Näherkommen den Öffnungsmechanismus unserer Türverriegelung  in Gang zu setzen.
    Ich dagegen bevorzuge das Erkennen vom Fingerabdruck oder die Zahlencodeeingabe, so dass zumindest ein Schlüssel weniger am Bund hängen kann.
    Es wird spannend werden…

    * Kurze Erklärung: ABUS steht für August Bremicker und Söhne

  • Unsere kleine Stadt…

    Heute in der Kirche. Die Tischlerfrau hat Silberne Konfirmation, freut sich über die alten Gesichter und frischt alte Bekanntschaften auf:
    „Hallo Kunigunde, arbeitest du mittlerweile bei Fa. Meier, ich hatte neulich ein Gespräch mit einer Frau deines Namens?“
    Kommt hilfsbereit die Erwiderung: „Nein, ich heiße mittlerweile Schmidt. Aber wir telefonieren trotzdem regelmäßig, ich arbeitete nämlich bei Hinz und Kunz.“

    Boing! Wie schick, ein richtig tiefes Fettnäpfchen! Und ganz allein für mich!

  • Wenn man bei uns Praktikum macht…

    …kann einem folgendes passieren:

    Der Praktikant und die Tischlerfrau sitzen sich im Besprechungszimmer gegenüber.
    Sagt die Tischlerfrau zu dem Praktikanten:“Am Montag kommst du in die Tischlerei. Dienstag wollen wir dich hier nicht sehen.“
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    So Freitag geschehen.
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    Nachdem sich die böse Tante dann ausreichend an dem entsetzt-verunsicherten Blick des armen, hoffnungsvollen Prakikanten geweidet hat, folgt der Nachsatz:
    „Dann hast du nämlich Berufsschule. Deine Ausbildung beginnt zwar erst am 1.10., aber es ist mit der Schule abgesprochen, dass du bereits vorher hingehen darfst. Nicht, dass du noch mehr verpasst. Das geht natürlich nur, wenn du bei uns lernen möchtest. Möchtest du denn überhaupt bei uns deine Ausbildung antreten?“

    Ja, das wollte er dann trotz des gemeinen Scherzes der fiesen Tischlerfrau.

    Ausbildung ist immer ein Abenteuer. Und wir sind alle schon sehr gespannt auf die Abenteuer, die wir während der Ausbildung dieses jungen Mannes miteinander erleben werden…

  • Doofer BKA-Virus! Doofer Internet-Explorer! Doofer Microsoft-Sprecher!

    Gestern in den Nachrichten:
    Da erzählt irgendein Dösbaddel von Microsoft, dass die Beseitigung der neuen Sicherheitslücken im Internet-Explorer zwar in Arbeit wären, aber ansonsten doch gar nicht so schlimm seien. Alles würde aufgebauscht! (Nicht wort-wörtlich zitiert, aber so kam es jedenfalls rüber.)

    Heute morgen war ich für diesen Vollpfosten wirklich froh, dass er nicht bei uns im Büro war. Denn diese gar nicht so schlimmen Sicherheitslücken im Explorer haben den Hauptrechner – trotz ordentlicher Sicherheitssoftware – außer Gefecht gesetzt.
    Und es ist überhaupt nicht lustig, den anderen Rechner so weit einzustellen, dass damit die Chefarbeit so weit wie möglich gemacht werden kann! Selbst nach dieser eigentlich überflüssigen und langwierigen Arbeit kann noch lange nicht alles Anfallende bearbeitet werden.

    Wir sind keine Apple-Jünger. Aber mit solch blöden Sprüchen wie die von dem Microsoftdoofian macht man sich keine Freunde. Und der eine oder andere Kunde überlegt dann vielleicht doch abzuwandern. Schon aus Prinzip.
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    Und für die, die es sich „in echt“ anschauen wollen, hier der Link zu der betreffenden Tagesschau.

  • Pressebesuch

    Es gibt Tage, da werde ich schmerzlich daran erinnert, dass ich nicht die Chefin, sondern nur der Hund bin. Aber mit mir kann man es ja machen.
    Was war geschehen?

    Wir hatten in der Tischlerei Besuch aus Süddeutschland.
    Es ging schon gut los, als er, der Besuch, zur Tür herein kam, und ich mich auf meine Wachhundqualitäten besann. Also stellte ich meine Bürste (= Irokesenhaarschnitt beim Hund) auf, guckte böse und bellte ordentlich, um zu zeigen, wem hier der Quietschie gehört.
    Aber was passiert? Kommt der Kerl an, ignoriert mein Bellen wie ein Gehörloser, beugt sich von seinen 1,96 m zu mir runter, greift mir beherzt in den Nacken – und krault mich! Okay, Widerstand war zwecklos, also war ich mal nicht so, ließ das brav mit mir machen und ging ihm während der restlichen Zeit sicherheitshalber nicht von der Seite. Ich ließ mir sogar das weitere Kraulen klaglos gefallen, alles natürlich nur aus reiner Tischlerhundpflichterfüllung!

    Danach gab es Essen und alle stürzten sich wie ausgehungerte Wölfe auf Muffins und Brötchen. Allerdings nicht ich. Ich durfte nicht. Ich bin ja nur der Hund.
    Dabei gab es sogar alten Mommark. So wie er roch, war er wirklich sehr alt! Fast so gut wie Bergkäse! Und ich liiieeebe Bergkäse…
    Aber das Schlimmste kommt noch: Es fiel nichts runter!

    Bei der anschließenden Fotosession wurde ich dauernd weggeschickt weil im Weg stehend.

    Doch zu meinem großen Hundeglück wohnt die Seniorchefin im Tischlereigebäude, und mit der verstehe ich mich mittlerweile richtig gut. Die denkt an mich, und ich habe mir dort erstmal meine Ration Hundekse abgeholt.
    Und die anderen haben nichts abbekommen!

  • Kundenarbeit

    Der Auftrag war unspektakulär:

    „Bitte verleimen Sie diese Leisten und hobeln und schleifen Sie sie anschließend. So dass fertig zu bearbeitende Massivholzplatten entstehen.“

    Was sich so langweilig und schnöde anhört, hat einen ganz romantischen Hintergrund.
    Auf dem Grundstück des Kunden gab es einen alten Baum, der gefällt werden musste. Der Baum war aber etwas ganz besonderes, so dass er langfristig in einer anderen Form erhalten bleiben sollte, wenn er schon nicht stetig auf dem Grundstück weiterwachsen konnte.
    Ein mobiles Sägewerk sorgte also für das fachgerechte Zerkleinern des Baumes, und wir fertigten die Platten.
    Der Kunde höchstpersönlich baute dann daraus ein Möbelstück. Mit viel Respekt vor unseren natürlichen Rohstoffen. Wer aber glaubt, dass auf solche Ideen nur weltfremde Träumer kommen können, hat sich geirrt. Herausgekommen ist nämlich folgendes:

    Wir wünschen viel Freude beim Musik hören und Filme schauen!

  • Kundenfeedback

    Vor einigen Monaten bauten wir einem Kunden einige Einzelmöbel, die in der Werkstatt vor allem durch ihre interessante Oberflächenstruktur auffielen: Das massive Holz wurde vor dem Lackieren mit einem Fräser bearbeitet und bekam dadurch eine „Riefenoberfläche“, in Fachkreisen auch „gebürstet“ genannt.

    Nun sendete uns der Kunde Fotos vom fertigen Raum samt Möbeln und wir geben zu, wir sind geplättet.
    Es ist immer toll, Fotos von der fertigen Einrichtung zu bekommen, aber dieser liebevoll gestaltete Raum zeigt in allen Details, wie sehr sich hier Menschen mit ihrem Zuhause beschäftigt  haben.
    Herausgekommen ist eine supertolle Mischung aus modernem Wohnen, Gemütlichkeit und vor allem Individualität. Ich liebe es!
    …und wenn ich hinter das Geheimnis der erwünschten Fotoanordnung gekommen bin, kommt noch das Bild eines Regals dazu…


     

  • Quietschie ist wieder da!

    Nachdem ich ja nun sooo traurig war, dass Quietschie weg ist, kann man sich meine Wiedersehensfreude vielleicht vorstellen, als eins der Kinder dann mit Quietschie aus seinem Zimmer auftauchte. Wie es aber zu Qietschies Abwesenheit kam, muss ich hier unbedingt erzählen:

    Qietschie qietschte dem großen Kind während des Fernsehens zu laut. Also wurde Quietschie gekidnappt, in ein T-Shirt eingewickelt und im Chaos des Kinderzimmers versteckt.
    Aber nachdem das Kind nach Hause kam und von meinem Kummer hörte, gab es Quietschie umgehend zurück…mit lautstarkem QUUUIIIEEEETSCH-Erfolg.
     
    Wir (Kinder, Qietschie, ich) haben uns nun darauf geeinigt, Qietschie während der Abendstunden für mich unerreichbar zu verstauen und mir morgens wieder zurückzugeben. Dann wird mit neuer Kraft aus Leibskräften gequietscht. Ich bin sozusagen eine Weiterentwicklung der Evolution: Ein Hund mit Weckfunktion!

    Das Braune ist kein angegammelter Hase, sondern Qietschie!
    Und hier Qietschie nochmal etwas besser sichtbar.

  • Fenster und Türen zuerst!

    Jeder kennt den Ausruf „Frauen und Kinder zuerst!“

    Diese alte Sitte ist sehr sozial.

    Die Maxime „Fenster und Türen zuerst!“ dagegen zeugt von Eigenliebe, hat sie doch bei der Einbruchsicherung der eigenen vier Wände oberste Priorität noch vor Warnanlagen und Gartenzäunen, um einen maximal schützenden Effekt zu erzielen.

    Nicht nur wir als zertifizierter Fachbetrieb raten also dazu, die mechanische Sicherung von Fenstern, Balkon- und Kellertüren zu bevorzugen. In diesem Sinn berät auch die Polizei.

    Eindrucksvoll beweist den Sinn dieser Empfehlung folgende Geschichte aus unserem Arbeitsalltag:

    Vor längerer Zeit nahm ein Hausbesitzer den Kontakt zu uns auf, um Vorschläge und ein Angebot für die Einbruchsicherung seines Hauses zu bekommen. Gesichert war dieses Anwesen bereits mit einer imposanten, das Grundstück umgebenden Mauer und einer Alarmanlage an den Fenstern.

    Der Gatte fuhr hin, ein Angebot für die Fenstersicherungen wurde gemacht…und das war es vorerst.

    Okay, so etwas kann geschehen und ist das gute Recht des Kunden, wir schrieben das Vorhaben ab…bis etwa ein halbes Jahr später ein Anruf kam: “ Hallo,  hier Meier. Bei uns wurde eingebrochen, bitte reparieren Sie so schnell wie möglich den entstandenen Schaden.“

    Der Anrufer war der Besitzer des oben beschriebenen Gebäudes, der gerade aus dem Urlaub zurückkam und sein Haus trotz der beschriebenen Sicherungen offen vorfand.

    Wir reparierten dann so schnell wie möglich den entstandenen Schaden und bekamen den Auftrag, das Haus wie zuvor angeboten zu sichern, gleich mit.

    So ergeht es wohl jedem mal: Eigentlich müsste man ja dieses und jenes, aber im Stress des Alltags verbleibt es dann doch, und irgendwann hat man es vergessen. Um so ärgerlicher, wenn dann der Einbrecher quasi auf der Zielgeraden zuschlägt und einen daran erinnert, was man vergessen hat.

  • „Schwein“

    Vor einigen Tagen hatten Gatte und Geselle Glaszimmertüren, samt neuen Rahmen, einzubauen.

    Sie traten also beim Kunden ein und sofort bekamen sie große Augen: die Schränke abgehängt, die Tische abgedeckt, der Boden ausgelegt. Als der Kunde dann noch fragte, ob er die Vorhänge abnehmen dürfe, bejahte der Gatte etwas verdutzt, meinte aber, dass es ihretwegen nicht sein müsse.

    Nach getaner Arbeit wunderte sich der Kunde dann sehr: „Bei Verwandten konnte man nach diesen Arbeiten anschließend „Schwein“ auf die Möbel schreiben, hier reichte es nicht mal für „Sau“.“
    Wir hoffen, die Enttäuschung über den mangelnden Dreck hielt sich in Grenzen und wir bekommen mal wieder einen Auftrag…

    PS:
    Leider macht Handwerksarbeit Dreck. Manchmal mehr (Gipsarbeiten, Leichtbauwände!), manchmal weniger (Einbau eines Wandschranks!).
    Und auch wir sind davor nicht gefeit. Aber wir bemühen uns, diese „Nebenwirkungen“ so gering wie möglich zu halten.
    Ist etwas mehr Dreck zu erwarten, werden die Bereiche um die Baustelle großräumig ausgelegt und die Schränke bei Bedarf mit spezieller Folie abgeklebt. Staubsauger und Müllsäcke gehören zur Standardausrüstung.
    Da es aber nichts gibt, was man nicht doch verbessern könnte, sind wir trotzdem immer für Tipps dankbar, was und wo wir noch optimieren können.

  • Treffen der Generationen – Vom Erben, Schenken und Familienkrach

    So hatten wir vor kurzem Mutter und Tochter. Die Mutter wünschte sich für ihr (ehemaligs) Haus mehr Einbruchschutz. Es wurde ein Termin mit Mutter, Tochter und Tischlermeister vereinbart, und die Problematik erörtert und über die Möglichkeiten beraten.

    Nach dem Gespräch fragte die Tochter, jetzige Hauseigentümerin, nach dem ungefähren Preis und gab sofort den Auftrag: „Ja, dann machen Sie das bitte. Wann können Sie anfangen?“

    So sollte das Zusammenspiel zwischen den Generationen optimalerweise laufen.

     

    Leider wurden mein Mann und der Geselle vor kurzem Zeugen eines nicht ganz so harmonischen Miteinanders:

    Der Vater rief an und bat um die Behebung eines Wasserschadens in dem von ihm bewohnten Haus. Mein Mann fuhr hin, machte ein Angebot, ein Termin wurde vereinbart, das Material bestellt. Als dann die Arbeiten vor Ort beginnen sollten, fuhr der Sohn unseres Auftraggebers vor, stutzte – und bat um Aufklärung, was wir denn dort zu suchen hätten.

    „Wir wurden von Ihrem Vater beauftragt, den Wasserschaden zu beheben.“

    „Mein Vater ist nicht mehr Inhaber des Gebäudes, und ich habe Ihnen keinen Auftrag erteilt. Bitte fahren Sie wieder.“

    Der Vater, ein altbekannter und immer problemloser Kunde, stand daneben und rief dazwischen, dass er uns den Auftrag erteilt habe und uns wie auch in der Vergangenheit bezahlen wolle, wir sollten bitte weiterarbeiten.

    „Nein, mein Vater hat Alzheimer, der weiß nicht, was er sagt“, sprach der Sohn, „sollten Sie hier weiterarbieten, werde ich Ihnen die Rechnung nicht bezahlen.“

    Der Gatte und der Geselle standen dazwischen und fühlten sich als Teil eine live vorgetragenen Reality-Soap der übelsten Sorte, denn der Vater hörte alles klar und deutlich mit, was der Sohn so über ihn von sich gab.

     

    Schlussendlich sind der gatte und der Geselle dann, mit der Bitte um Verständnis seitens des Vaters, wieder gefahren, denn einen eventuell unbezahlt abgearbeiteten Auftrag können und wollen wir uns nicht leisten.

     

    Und wir können die oft vorhandene Angst der Verschenkenden, sich von ihren Werten zu trennen, mittlerweile noch ein wenig besser nachvollziehen.

  • Notöffnung bei Herrn Müller

    Neulich Abend, 19.00 Uhr, ein Anruf: „Hallo, hier Herr Müller, mein Vater hat sich ausgesperrt, könnten Sie ihm bitte die Tür öffnen?“

    Der Vater von Herrn Müller ist uns wohlbekannt, daher sicherheitshalber die Rückfrage meines Mannes: “ Herr Müller, haben Sie denn schon mal in den Hosentaschen Ihres Vaters nachgesehen? Meistens hat er den Schlüssel dann doch irgendwo dabei.“

    Aber in diesem Fall ist kein Schlüssel in Griffweite, zumal Herr Müller jun. sich nicht in der Nähe von Herrn Müller sen. befand.

    Also fährt der Herr Hoppe los, um Herrn Müller sen. die Tür zu öffnen.
    Angekommen, erwartet den Herrn Türöffner eine denkwürdige Situation:
    Die Polizei steht vor dem Haus, Herr Müller sen. ist auf Anhieb nicht zu entdecken…bis man den Blick über eine alte Holzleiter schweifen lässt, die in dem Moment bis in den dritten Stock zur Wohnung von Herrn Müller sen. reicht und auf der Herr Müller sen., vorsichtig geschätzt weit über 80 Jahre alt, zielstrebig nach oben klettert.

    Der Tischlermeister, dank Türöffnertätigkeit zeitweise mit der Polizei den gleichen Kundenkreis bedienend und deswegen bei und mit den Ordnungshütern wohl bekannt, hört noch, wie einer der Herren in sein Funkgerät spricht: „…und wenn der Herr Hoppe nun auch noch gleich zu mir kommt, können wir fahren.“

    Herr Hoppe kommt zu ihm, aber die Polizisten fahren trotzdem noch nicht. Sie wenden ihre ganze Überredungskunst auf, Herrn Müller zum Abstieg von der Leiter zu überreden.

    Denn selbst wenn Herr Müller, zwar sehr rüstig, aber trotzdem nicht mehr der Jüngste, oben auf seinen Balkon klettern könnte, würde ihn dort eine geschlossene Balkontür erwarten.

    Während also die Ordnungshüter sich mit Herrn Müller beschäftigen, macht sich der Türöffner über selbige her. Die ist unverschlossen, mit einer Not- und Gefahrenfunktion ausgestattet und nur dank Durchzug zugefallen. Daher ist die Öffnung quasi im Handumdrehen vollzogen.

    Und während nun bereits Herr Müller von den Polizisten die Treppe hochbegleitet wird, ist er noch immer über seinen Sohn am schimpfen: „…nie hilft er mir…hätte der nicht mal die Leiter festhalten können…“

    Dabei hätte der andernorts wohnende Sohn auch vor Ort nicht viel machen können:
    Herr Müller sen. ist dank Lebenserfahrung mittlerweile sehr mißtrauisch geworden. Obwohl von uns ein wirklich anspruchsvoller und einbruchssicherer Schließzylinder in die Tür eingebaut worden ist, wechselt Herr Müller sen. alle zwei Wochen seinen Zylinder aus.
    Er hat nämlich als „special edition“ bei sich im Haushalt einen gewissen Vorrat an hochwertigen Wechselzylindern, die er in einem ausgeklügelten System regelmäßig an seiner Wohnungstür austauscht. Die dazu gehörenden Schlüssel gibt er sicherheitshalber auch nicht aus der Hand, so dass der liebste Sohn in solchen Situationen im wahrsten Sinne des Wortes „hilf-los“ ist.

    [Namen von der Tischlerfrau zum Schutz des Kunden geändert.]

    Ach  ja, und wenn Sie auch mal einen „Schlüsseldienst“ benötigen oder weitere Fragen zum Thema haben, schauen Sie doch mal auf der Seite „Schlüsseldienst“ vorbei!

  • „Und was macht Ihre Frau eigentlich?“,…

    …wurde der Gatte gefragt.

     

    Der Reihe nach:

    Der VIP-Besuch, wegen dem ich das Wochenende über Unkraut jätete und Hausarbeit én masse erledigte, kam tatsächlich, und zwar ganz real, live und in Farbe.

    Und ohne rote Pappnase.

     

    Er schaute sich den kompletten Betrieb an, stellte Unmengen an Fragen und machte jede Menge Fotos.

     

    Die Jungs und der Gatte gaben sich Mühe, machten einen guten Eindruck und trugen die neuen Shirts, statt der heißgeliebten alten, ausgewaschenen.

     

    Alles war gut, und ich gab mich begeistert meiner Hyperventilation hin…bis dann irgendwann die Frage kam, welche Funktion ich im Betrieb hätte…(ich muss immer noch darüber lächeln)…

     

    Scheint so, als ob ich ganz gut meine Arbeit in der Tischlerei erledige (sonst wäre der VIP nicht vorbeigekommen). Aber an der Eigenwerbung muss ich wohl noch arbeiten, wenn mein Job nicht so offensichtlich zu sehen ist.

     

    In diesem Sinne danke ich ganz ernst gemeint für den Blick von außen.

     

    Und außerdem grüße ich solidarisch alle Frauen von selbstständigen Handwerkern, bei denen sich die Umgebung regelmäßig fragt, was diese von ihren Handwerkermännern ausgehaltenen Damen noch alles tun, außer Nägel lackieren (mache ich übrigens nicht mal)  und Haare färben (mache ich auch nicht).

     

     

  • Neulich am Telefon

    Es gibt diese Anrufe, die einem in Kombination von eingeblendeter Rufnummer und den ersten zwei Silben, gesprochen in jung-dynamischen Tonfall, genau vorgeben, wie das Gespräch verlaufen wird. So eben geschehen:

    Es klingelt, die Nummer 0511/98…. blendet auf. Ich wappne mich innerlich auf das nun folgende und tatsächlich ertönt folgender Text: „Firma WHZ aus Hannover, kann ich bitte den Chef sprechen.“ (Der Tonfall gibt ganz klar vor: „Gib mir SOFORT den Chef, Mädel, und zwar flott, mit dir gebe ich mich nicht ab!!!““

    Der Chef ist nicht zu sprechen, und außerdem gibt er diese Anrufe sowieso immer an mich weiter:

    „Sorry, der Inhaber ist nicht zu sprechen.“ Und weil ich meinen hilfsbereiten Tag habe, kürze ich das Verfahren gleich ab: „Aber wenn es um Versicherungen oder Werbung geht, können Sie gerne direkt mit mir sprechen, dafür bin ich zuständig.“

    Pause.

    Lange Pause.

    Ich beginne, das Telefon zu untersuchen, ob es überhaupt noch funktioniert.

    „Wie kommen Sie darauf, dass es um Werbung oder Versicherungen gehen könnte?“ kommt endlich die Erwiderung. (Gemeint war laut Unwetter ankündigendem Tonfall: „Mädel, was nimmst du dir überhaupt heraus???“)

    „Nun ja, eine Rufnummer aus Hannover, die so nachdrücklich den Chef verlangt, will zu 95% Werbung oder Versicherungen verkaufen. Alle anderen wirklichen Interessenten oder Bestandskunden sprechen ohne Umschweife mit mir oder kommen zumindest aus der näheren Umgebung. Und Versicherungsverkäufer und Werbeanfragen gibt mein Mann sowieso immer direkt an mich weiter“, kläre ich hilfsbereit auf.

    Pause.

    Wieder: Laaange Pause.

    Dann fällt der Dame die optimale Erwiderung für uns beide ein und sagt in unheilvollem Ton: „Tja, dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag!“ und legt auf.

    Ich überlege nochmal kurz, ob ich vielleicht doch einen Fehler gemacht habe und gebe die zuvor eingeblendete Rufnummer bei Google ein:

    Tatsache! Es war ein Fehler:

    Ich hätte gleich ohne hilfsbereite Erklärung auflegen sollen, es war nämlich nicht nur ein armes Schwein von Versicherungsandreher, sondern sogar die Steigerung: ein Google-bekannter unseriöser Versicherungsverscherbler!