Einbruchschutz

Sicherheitsglas: Wann isses nu sicher? Und wie soll es eingebaut werden? Regelwerke vs. Einbruchsicherheit.

Neulich bekamen wir als angeschlossener Betrieb der Sicherheitsgemeinschaft Hannover eine Rundmail, in der ausdrücklich darauf hingewiesen wurde, wie wir in Zukunft das Sicherheitsglas einbauen sollen. Dazu verstörende Fotos, die zeigten, was passieren kann, wenn man sich nicht an diese Empfehlung hält.

Für interessierte Haus- und Wohnungsbesitzer hier eine kleine Zusammenfassung zu den Hintergründen über die Besonderheiten dieses Einbruchs:
Falls Sie Nägel mit Köpfen machen und sich VSG-Glas zwecks Einbruchhemmung einbauen lassen wollen, achten Sie darauf, dass die mit der Folie beschichtete Seite innen (INNEN!) liegt.
Der Einbrecher muss dann nämlich, wenn er die Scheibe einschlagen will, erst durch den Scheibenverbund des Fensters (je nach Fensterscheibe: Einfachverglasung, Isolierglas, Dreifachverglasung), samt innenliegender Folie (mit einer bereits vom Werk angebrachten Folie heißt eine dem aktuellen Stand der Technik entsprechende Scheibe dann „P4A“), durch.
Um auch dieses Konglomerat an Glas, Folie und Kleber zum Betreten der Räumlichkeiten zu zerstören, muss er nun zusätzlich in die verklebten Glassplitter ein Loch „hineinfrickeln“ (nein, das ist kein gutes Deutsch, aber es trifft den Sachverhalt am besten).

Auf diese Weise die Scheibe so weit zu zerstören, dass ein Loch entsteht, ist eine langwierige und fummelige Angelegenheit, so dass jeder „vernünftige“ Einbrecher lieber zum Nachbarn weiter marschiert, als unter solchen Bedingungen weiter kostbare Zeit zu verschwenden.

Keine Einbruchsicherheit trotz RC 2-Terrassentür: Ungünstig verbautes VSG-Glas
Quelle: Polizei Hannover

Im Gegensatz dazu ist es eigentlich -noch- üblich in den Regelwerken vorgeschrieben, die mit Folie beschichtete Seite außen (AUßEN!) zu montieren. Denn dies bringt einen homöopathisch kleinen Vorteil für die Wärmedämmung.

Wichtig:
Wenn Sie VSG-Glas verbauen lassen wollen, sprechen Sie mit Ihrem Tischler vor Erteilung des Auftrags (!) exakt ab, ob Sie die Folie innen oder außen haben wollen. Am besten klären Sie diesen Punkt schriftlich!
Denn in den einschlägigen Fenster-Montagerichtlinien wird noch eindeutig gesagt, dass die Folie außen liegen soll. Und logischerweise richtet sich nach diesen Regelwerken ein Handwerker aus Gründen der Haftung im Zweifelsfall lieber als nach mündlichen Absprachen!

(Für alle, die es etwas genauer wissen wollen:
Wird das Glas mit Folie innenliegend eingebaut, ändert sich geringfügig der Ug-Wert (= Wert, der die Wärmedurchlässigkeit des Glases angibt). Sollten Sie, lax formuliert, Ihr Haus bis auf die 2. Nachkommastelle zu einem bestimmten Endwert hin wärmedämmen wollen, sollten Sie den Handwerker darauf hinweisen, dass Sie Fenster mit einem bestimmten Wärmedämmwert benötigen. Dementsprechend wird Glas mit einem höheren Ug-Wert für die Fenster benötigt.)

Und zum Schluss noch eine ganz einfache Sache, die aber für Sicherheitsbewusste unabdingbar ist:
Wenn Sie abschließbare Fenstergriffe haben, nutzen Sie diese auch! Und zwar, ohne dass der Schlüssel am Griff stecken bleibt!
Der Einbrecher in diesem Fall hat nämlich nur ein kleines Loch in die Scheibe machen können. Aber da der Schlüssel am Fenstergriff (oder wie hier: Türgriff) steckte, konnte er ruck-zuck den Griff umlegen und so die Tür komfortabel öffnen. Im Falle eines verschlossenen Griffs ohne beiliegenden Schlüssel hätte er mit ganz großer Wahrscheinlichkeit doch noch aufgegeben, bevor er sich weiter mühsam durch dieses Scheibe gearbeitet hätte.

Und ganz zum Schluss noch eine kleine Beruhigung:
Das, was hier zu sehen ist, ist schon sehr extrem! Es gibt verschiedene Arten, seine Hauseingänge zu sichern. Und diese bieten unterschiedlich starken Einbruchschutz, bzw. Schutzschwerpunkte. Die meisten Einbrecher hätten bereits bei geringerer Sicherung des Hauses vorher aufgegeben.

Dieser Artikel wurde am 12.10.2020 aktualisiert.

Autor

Ich bin die "Tischlerfrau": Ehefrau vom Tischlermeister, Mutter von zwei Jungs, Frauchen und Möchtegernchefin vom Tischlerhund Ember.

5 Kommentare Neuen Kommentar hinzufügen

  1. Nina Hayder sagt:

    Wir wollen eine kaputte Glasscheibe austauschen lassen. Gut zu wissen, dass diese nach dem Artikel auch dringend getauscht werden muss. Darauf werde ich beim Tausch achten.

  2. Rudi Sterzer sagt:

    Mein Onkel ist auf der Suche nach Sicherheitsglas mit Wärmeschutz. Daher ist es gut zu wissen, dass wenn das Glas mit Folie innenliegend eingebaut, sich der Ug-Wert ändert. Ich weiß nicht, ob er das auf dem Schirm hatte.

    1. Tischlerfrau sagt:

      Letztendlich ist es wie immer im Leben ein Abwägen der Prioritäten: Soll es besonders sicher oder energiesparend sein? Oder wird mit dem Cent gerechnet?
      Leider sind nur zwei von drei Faktoren gleichzeitig machbar.

      Letztendlich sollte Ihr Onkel zwei Punkte bedenken:
      1. Bei P4A-Scheiben (einbruchhemmendes Fensterglas, kein ESG wie bei Ganzglastüren) ist die Folie nicht innen oder außen, sondern mitten drin, weil zwischen zwei Glasscheiben verklebt.
      2. Wird nachträglich ein Fensterglas foliert, ändert sich zwar der U-Wert des kompletten Fensters, aber – Achtung, jetzt wird es politisch unkorrekt! – die Auswirkungen sind auf den U-Wert des kompletten Hauses so minimal, dass sie in der Realität kaum ins Gewicht fallen. Wir würden als Bauherren nur dann auf diese Feinheiten achten, wenn wir anders die Vorgaben für Förderungen o. ä. nicht erreichen können.

      Ansonsten lohnt sich ein Blick in die Förderprogramme der KfW, zumindest dann, wenn sich das Gebäude in Deutschland befindet.
      Aber sicher bietet auch Österreich entsprechende Programme an.

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