Betriebliches Persönliches

Jahresrückblick 2022: Konzentration auf das Wesentliche

2022 bot viel Licht, wie z. B. eine gesunde Tischlerhündin, und ein gelungenes Experiment mit neuen Arbeitszeiten. Mit weniger Manpower, um die anfallende Arbeit zu bewältigen, wurden wir aber ziemlich herausgefordert. So waren wir gezwungen, unsere Schwerpunkte zu hinterfragen und uns im Anschluss auf das Wesentliche zu konzentrieren. Am Ende war das aber gar nicht mal so schlecht.

Das wurde aus unseren Plänen für 2022

Vor einem Jahr hatten wir den Plan, in 2022 endlich wieder eine Sicherheitsausstellung in Rinteln anzubieten. Tja, das war wohl ein Satz mit „X“: Zu viele Viren und Bakterien, und zu wenig Abwehrkräfte bei uns und in der Umgebung, ließen uns befürchten, dass aufgrund der Grippewelle die Ausstellung nicht besucht werden würde. Also legten wir unsere Planung zu den Akten und hoffen jetzt auf 2023.

Ebenso mussten wir unser neues Angebot aufschieben. Wir können zwar (fast) zaubern, wenn es darum geht, Reparaturen durchzuführen. Aber mehr Zeit für die geplante Umsetzung des neuen Angebots konnten wir dann doch nicht herbeihexen.

Unsere Themen in 2022

Weniger Sicherheit – mehr Reparaturen

Corona zeigte Wirkung:
Erst waren die Grenzen dicht, sodass den professionellen Banden die Einreise erschwert wurde. Und dann kamen on top die hiesigen Gelegenheitseinbrecher seltener zum Zug, weil Häuser und Wohnungen aufgrund Homeoffice, ausgefallener Veranstaltungen und Reisebeschränkungen kaum noch leer anzufinden waren.

Folglich gingen die Einbruchszahlen massiv zurück und mit ihnen das Interesse, Fenster und Türen gegen Einbrüche zu sichern. Die heftig gestiegenen Materialpreise taten ihr Übriges, dass unsere Kunden ihre Sicherungspläne aufschoben.

Genau wegen dieser gestiegenen Preise, auch aufgrund des Ukraine-Kriegs, nahmen aber die Reparaturen zu. Egal ob Fenster, Türen oder Möbel: Reparaturen sind ressourcenschonend und günstiger als komplett neu. Wir finden das gut, mit der sinnlosen Wegwerfmentalität konnten wir noch nie etwas anfangen.

Neue Website

Unsere alte Website war okay, aber etwas in die Jahre gekommen. Sowohl grafisch als auch inhaltlich. Es wurde Zeit für eine Aufhübschung, die wir im Frühjahr in Angriff nahmen.

Was dieses Mal für viel Ächzen und Stöhnen sorgte, war der neu gesetzte Fokus unserer Tätigkeiten: Früher hatten wir alles aufgelistet, was wir können. (Legendär der Spruch vom Chef 1997: „Wir machen alles außer Erdmöbel.“)

Wir leisten uns aber mittlerweile den Luxus, nicht mehr alles zu machen, bzw. anzubieten (zumindest nicht für Neukunden), sondern uns auf unsere Steckenpferde zu fokussieren. Und so konzentrieren wir uns jetzt auf

  • Reparaturen (tatsächlich sind gut ausgeführte Reparaturen die Königsdisziplin im Handwerk!)
  • Einbruchschutz mittels nachgerüsteter Fenster und Türen
  • besondere Einzelanfertigungen und „Spezialaufträge“, die viel Denkarbeit und Beratung erfordern

Mehr geworden sind auch die Türöffnungen, vor allem für Behörden.

Stattdessen hieß es Bye-bye „08/15 Fenster im Neubau“, „Ladenbau“ und „08/15-Möbelbau“.

Einführung der 4-Tage-Woche:

Während der ersten Lockdowns 2020 hatten auch wir anfangs weniger Arbeit. Mit der Zeit kristallisierte sich dann heraus, dass wir durch die verringerte Arbeitszeit alle sehr viel weniger Druck hatten. Mehr Ruhe für Arbeitsvorbereitung und mehr Zeit für die langsam mehr werdende Sachverständigentätigkeit für den Chef. Mehr Zeit für die Familie und den Hausausbau für Geselle Kreps.

Das wollten wir als Learning aus der Corona-Zeit mitnehmen!

Daher machten wir Nägel mit Köpfen und führten nach vielen gemeinsamen Gesprächen und Überlegungen probehalber eine 4-Tage-Woche ein. Das Ganze war erst als vorsichtig-unverbindliches Experiment gedacht, denn wir hatten alle zugegebenermaßen ein wenig Respekt vor unserer eigenen Courage, einen komplett anderen Weg als alle anderen Handwerksbetriebe und -gesellen zu gehen.

Aber tatsächlich entpuppte sich für alle (!) Beteiligten unser Versuch als Win-win-Situation: Auf beiden Seiten sank der Stresspegel massiv und die Zufriedenheit nahm zu. Auch der Krankenstand nahm überdurchschnittlich ab.

In Zukunft also hat die Tischlerei Arbeitszeiten Montag bis Donnerstag, von 7.00 – 16.00 Uhr.

Der Haken an der Sache? Die Ausbildung von neuen Tischlergesellen wird damit schwieriger: Wir wissen einfach nicht, wie wir unsere 4-Tage-Woche beibehalten können, und dabei eine vernünftige Ausbildung gewährleisten sollen. Denn Auszubildende müssen auch an 1 – 2 Tagen/Woche in die Berufsschule. Es bleiben im Betrieb also nur noch 2 – 3 Tage für die praktische Ausbildung. Mit gleichbleibend hohen Kosten für die überbetrieblichen Lehrgänge, logisch. Wir wollen uns darüber nicht beklagen, aber Tatsache ist, dass wir so nicht wirtschaftlich ausbilden können, zumal wir das Thema Ausbildung sehr ernst nehmen und unseren Azubis gerne zusätzlich Auslandspraktika ermöglichen. (Das Thema Ausbildung ist aber ein Thema für sich, darüber schreiben wir irgendwann einen extra Artikel, wenn wir mal wirklich dringend Dampf ablassen müssen.)

Aprilscherz: Einbruchschutz 2.0

Monatelang arbeiteten wir daraufhin, dann war es endlich so weit: Unsere Idee, Einbruchschutz mit völlig neuen Methoden zu erreichen, ging online. Dazu nutzten wir in Zusammenarbeit mit der Praxis von Bettina Luther die Kraft von Frequenzen und Schwingungen. Das Feedback darauf zeigte uns, dass unsere Kunden den gleichen Humor wie wir haben: Alle amüsierten sich köstlich.

Jürgen Hoppe berät während eines Ortstermins zum Einbruchschutz.
Vorbereitendes Beratungsgespräch über die neue Sicherungsmethode
Einbruchschutz mittels Aufschwingung von Einbrechern abwehrender Frequenzen – zumindest am 1. April

Covid-Erkrankungen

Trotz 4-Tage-Woche und einer eigentlich guten Gesundheitssituation in der Tischlerei gab es ja immer noch Covid, RS-Virus und diverse Erkältungskrankheiten. Und diese werden gerne von den Kindern an die Eltern weitergegeben. Da wir alle Kinder im schulpflichtigen Alter haben, gab es in 2021 den einen oder anderen Ausfall dank Viruserkrankungen. Wir gehen aber davon aus, dass wir im Bundesdurchschnitt immer noch ganz gut dastehen.

Minijobber Eugen verlässt uns

Ab Mitte 2021 fehlte uns oft ein weiterer Mitarbeiter oder ein Auszubildender. Wir sind zwar ganz bewusst ein kleiner Betrieb, aber dann und wann wären zusätzliche Hände doch ganz nett gewesen. Wer den Rückblick von 2021 gelesen hat, weiß, dass sich diese Situation mit einem Minijobber, der ein Jahr – bis zu seiner Ausbildung zum Facharbeiter in der Industrie – überbrücken wollte, wie von Zauberhand perfekt auflöste: Wir hatten bei Bedarf Hilfe und Eugen konnte sich etwas dazuverdienen, bekam einen Einblick in die Arbeit in einem Handwerksbetrieb und einige Grundkenntnisse im Bereich Holzverarbeitung.

Diese Lösung war aber von vornherein nur auf dieses eine Jahr ausgelegt, sodass Eugen sich im Sommer 2022 pünktlich zu seinem Ausbildungsbeginn von uns verabschiedete. Farewell Eugen, wir sind dankbar, dass du uns so toll geholfen hast! (Und überhaupt ist es schön, zwischendurch ein junges Gesicht in der Werkstatt zu sehen.)

Wer bei uns jobbt, kann eine Menge lernen. Unter anderem, wie er ganz selbstständig so eine Tischplatte baut. (Aber bei Bedarf helfen wir natürlich gerne.)

War: Eugen. Ist: Florian

Eugen war also weg, und wir suchten aufs Neue nach einer Lösung. Auch dieses Mal klappte es dank „interner Organisation“: Florian, Schüler am örtlichen Gymnasium, war bereits seit längerem für kleine Grundstückspflegearbeiten bei uns auf Minijobbasis angestellt. Aber nun nahmen wir ihn versuchsweise direkt mit zum Kunden. Und so kam es zum nächsten Glücksfall, denn das klappte super: Genau wie Eugen macht sich Florian richtig gut und ist eine tolle Hilfe. Danke, Florian!

Fun Fact: Eugen und Florian waren vor einigen Jahren gemeinsam beim Zukunftstag in der Tischlerei. Hier ein altes Foto:

War: Zukunftstag. Ist: Minijobber.

Gemeinsames Frühstück: Ja, wo isses denn?

Es ist vielleicht ungewöhnlich, über etwas zu schreiben, das NICHT stattfand. Aber den Finger in die Wunde zu legen, hilft, es in Zukunft besser zu machen. Daher:

Eigentlich frühstücken wir regelmäßig gemeinsam in der Tischlerei. So richtig luxuriös mit Rührei, Brötchen, dem Lieblingsbrotbelag, Orangensaft und Kakao (mit Milch direkt vom Landwirt, mjammm!). Und ja klar, die Klassiker gibt es auch – aber frischer Kaffee und Tee ist bei uns normal.
Durch die letzten Jahre mit Masken tragen, Home-Office und Abstand halten, ist das Frühstücken aber verblieben. Wieder die Kurve dahin zu schlagen, ist nicht ganz ohne. Zumal es in 2022 Dauerstress und permanent Termine gab – und ich irgendwann feststellte: Unsere frühere Spontanität mit kurzer Ansage am Abend zuvor („Morgen nichts mitbringen, wir frühstücken gemeinsam.“) funktioniert so nicht mehr.

Erst Ende 2022, während ich diesen Jahresrückblick schreibe, merke ich (die Tischler(ehe)frau): Ohne Frühstück fehlt uns was. Also: Ab 2023 ziehen wir die Zügel beim Frühstück an, dann wird ordentlich und frühzeitig organisiert und endlich wieder geschmaust! Wir sind hier ja schließlich nicht zum Spaß! 😉

(Fun Fact: Als ich diesen Text schrieb, fand ich das mit dem ausgefallenen Frühstück so schade, dass wir quasi auf der Zielgeraden zum Jahresende doch noch frühstückten. (Was als kleiner Nebeneffekt die Inventur für Geselle Kreps hoffentlich etwas erträglicher machte.) Leider ohne alten oder neuem Minijobber, dafür mit ehemaligem Azubi und Geselle Timo Stange.)

Betriebshund goes VIP

Mitten in der Sommerpause kam eine Interviewanfrage von Anna-Maja Leupold vom Norddeutschen Handwerk, DER Zeitung für alle Handwerker Norddeutschlands (Auflage: monatlich über 90.000!), ob wir Lust auf ein Interview hatten. Gegenfrage: Gibt es Hundebesitzer, die NICHT gerne über ihre Hunde sprechen? Also klar waren wir dabei. Für die Interviewqualität von Frau Leupold sprach ganz klar, dass sie das unstrukturierte Geschwärme über den Hund mit Special Effects in klare Aussagen und strukturierte Text umsetzen konnte. Wir fanden Embers Wesen jedenfalls sehr gut getroffen.

Ember fand das alles übrigens suuuper: Sie bekam extra viel Leckerlis im Rahmen der Fotosession und einen super stolzen Chef. Ganz klar, wer Mitarbeiterin des Monats wurde und es so richtig genoss. Das Posting auf Instagram bekommt immer noch viel Zuspruch und Ember Kooperationsanfragen (sind die überhaupt seriös?). Aber Ehrensache, dass wir diese ablehnen, denn Ember ist keine Werbeikone, sondern einfach nur unsere „Embermaus“.

Bild ganz unten – und per Direktlink den kompletten Artikel in lesefreundlich

Fortbildungen:

Fortbildungen. Jede ein Fall für sich. Aber der Reihe nach:

Misserfolg 1: Die Fortbildung für ein papierloses Büro fand mangels Interesse nicht statt. (Schön, wenn alle anderen Betriebe hier schon gut aufgestellt sind – ich bitte um Hinweise, welche Fortbildungen für sie in dieser Hinsicht empfehlenswert waren.)

Misserfolg 2: Die Fortbildung für den Gesellen entpuppte sich als Werbeveranstaltung, und noch nicht mal als besonders gute. (Tipp vom Handwerk an die Marketing-Menschen der Industrie: Handwerker arbeiten gerne mit ihren HÄNDEN. Wenn sie schon gut meinend vom Chef auf Fortbildungen geschickt werden, dann wollen sie auch etwas LERNEN – und nicht nur mit stupider Werbung vollgetextet werden und maximal semibegeistert vom Mittagessen als Highlight berichten! Wenn das nicht kostenfrei zu leisten ist, dann unseretwegen auch gegen Gebühr.

Aber falls grundsätzlich keine gute Fortbildung geleistet werden kann, sollte auf die Marketingmaßnahme „Schulung“ verzichtet werden – das kann sich nämlich zu einem Eigentor entwickeln. Denn nicht nur die an der Schulung Teilnehmenden sind genervt. Auch der Chef, der zum einen die Arbeitszeit bezahlt, und zum anderen befürchtet, dass die Mitarbeiter ihre Motivation zu lernen verlieren, wird ärgerlich.

Die Fortbildungen für den Chef dagegen waren alle gut:

  • die turnusgemäße Schulung für alle auf der LKA-Liste stehenden Errichterbetriebe (auch wenn die Fortbildung für diejenigen, die mehrmals JEDES JAHR dazu eine Fortbildung absolvieren, nicht Neues bot *räusper*)
  • die Schulung für die neue Software: schweißtreibend für den Kopf, aber definitiv weiterbringend
  • die Sachverständigentagung: alles rund um Fenster und ihre korrekte Abdichtung – und eine Richterin, die vom Gerichtsalltag, erzählte
  • eine Online-Fortbildung der Handwerkskammer – etwas trocken (lag auch am Thema), aber mit viel Wissensvermittlung
  • diverse kurze Online-Seminare zum Thema Einbruchsicherheit (hier war Corona wirklich ein Segen, weil es dieses Format vorher noch nicht gab)

Überhaupt haben viele Fortbildungen dank Corona durch die Entwicklung neuer Formate, für die wir nicht immer erst Ewigkeiten fahren müssen, sehr gewonnen.
Nein, das funktioniert natürlich nicht immer.
Und ja, Präsenz-Formate bieten zusätzlich wichtige Tür-und-Angel-Gespräche.
Und nochmal ja, die Online-Seminare forderten uns anfangs technisch durchaus heraus. 😉
Wir freuen uns trotzdem über die neuen Möglichkeiten.

Aufträge 2022

Es sind nicht immer die großen Aufträge, die nachwirken. Dieses Jahr stand unter dem Motto „Tier- und Naturschutz“. Wir bauten unter anderem zwei Storchennester, eins davon für das Kieswerk Reese, und Fenster für den Tierschutzverein „Franziskushof“.

Sehr gefreut haben wir uns über die Auszeichnung des Schaugartens „Melissa“ durch die Bingo-Umweltstiftung, einer Kooperation vom NABU Rinteln, dem Imkerverein und der Stadt Rinteln. Hierfür bauten wir alle Holzelemente.

Ziele für 2023

  • Zu gerne würden wir dieses Jahr endlich wieder eine Sicherheitsausstellung veranstalten – oder wenigstens an ihr teilnehmen.
  • Ich schrieb es schon oben: Wir müssen dringend wieder mehr frühstücken! :-)))
  • Seit Jahren sind wir DIE Ansprechpartner für Reparaturen von Fenstern und Türen. Dieses Jahr wird es Zeit, dass das nicht mehr nur unsere Stammkunden oder andere „Insider“ wissen. Sondern, dass es Rintelner/Schaumburger „Allgemeinbildung“ wird.

Autor

Ich bin die "Tischlerfrau": Ehefrau vom Tischlermeister, Mutter von zwei Jungs, Frauchen und Möchtegernchefin vom Tischlerhund Ember.

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