Neulich bei der Tischlerfamilie am Abendbrottisch.
Erzählt der 8-jährige, seines Zeichens passionierter Sammler von Auszeichnungen aller Art, vom kommenden Schachturnier: „…und jeder, der mitmacht, bekommt eine Urkunde!“
Erwidert der Tischlermeisterpapa: „Ja und? Ich brauche nur an einem Seminar teilnehmen, dann bekomme ich auch eine Urkunde.“
Der Sohn ist verdutzt: „Mehr musst du dafür nicht tun? Nur dasitzen und zuhören?“
Recht hat er!
Jedes Kind muss für den Erhalt seiner Urkunden mehr tun als Handwerker in Seminaren. Das fängt bei Schachturnieren an, geht weiter über diverse Laufabzeichen und endet irgendwo bei „Jugend forscht“-Wettbewerben.
Dabei hat jeder Erwachsene mehr Verantwortung in seinem Beruf, als ein Grundschüler beispielsweise während eines Schachturniers.
Damit wir uns nicht falsch verstehen:
Die angebotenen Seminare bieten durchaus die Möglichkeit eines deutlichen Wissensgewinns. Nur zur Vervollständigung unserer Sammlung diverser Vordrucke auf weißem Kartonpapier belegen wir „unsere“ Seminare nicht. So wie die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer. Aber die Möglichkeit, ohne einen Funken Wissen aus der Fortbildung zu marschieren, besteht und wird manchmal auch praktiziert.
Und woher soll der Kunde dann wissen, zu welcher Gruppe die mit ihren Fortbildungen werbenden Seminarteilnehmer gehören, wenn keine weitere Kontrolle der erfolgten Fütterung der grauen Zellen erfolgt? Die, die ihre Zeit nur absitzen (= sehr wenige), oder die, die tatsächlich mit allen Sinnen dabei sind (= die meisten Seminarteilnehmer)?
Dieses Ungleichgewicht kann nicht Sinn der Übung sein. Hier besteht dringend Nachholbedarf im Interesse der seriösen Handwerker.