
Die Tage werden dunkler, die Temperaturen gehen herunter. Außer der Tatsache, dass sich so der Herbst ankündigt, bedeutet das auch, dass es Zeit für meine turnusmäßige arbeitsmedizinische Untersuchung wird. Ob das wirklich so sein muss, weiß ich nicht. Aber der Chef nimmt seine Fürsorgepflicht als Arbeitgeber leider sehr ernst und zwingt auch mich als Betriebshund dazu.
Als angestellte Betriebspsychologin in der Tischlerei wird das bei mir jährlich von der Tierärztin durchgeführt. Dazu muss ich folgendes sagen: Ich bin ja sehr für gesundheitsfördernde Spaziergänge und vitalstoffreiche Leckerli. DIESE Untersuchung wird aber definitiv überbewertet. Die finde ich sogar richtig doof! Da ist es mir dann auch egal, dass die alle total nett sind und die Praxis top organisiert.
Wenn ich merke, dass wir zur Tierärztin fahren, weigere ich mich mittlerweile, aus dem Auto zu steigen. Soviel Statement muss sein! Dummerweise hält die Chefin seit meiner offen zur Schau getragenen Ablehnung immer in einer anderen Ecke der Straße, sodass ich den Braten erst rieche, wenn es zu spät ist und wir nach einem kurzen Gassigang direkt vor der Praxis stehen.
Das aber nur kurz vorab, denn ich wollte ja von meiner letzten Untersuchung berichten.
Wir kommen also an, werden freundlich begrüßt – und ich „darf“ sofort weiter in den Behandlungsraum.
Als Erstes muss ich dort für eine große Untersuchung auf DEN TISCH. Dabei hasse ich DEN TISCH!
- Er ist kalt und rutschig.
- Ich kann nicht einfach weglaufen.
- Schlimme Dinge geschehen hier, unter anderem wird meine Privatsphäre und mein Recht auf Selbstbestimmung nicht beachtet.
Nachdem ich also auf DEM TISCH stehe, wird mein allgemeiner Status erhoben:
- Meine Zähne sind belagfrei.
- Das Fell könnte besser sein, denn mein Unterfell ist relativ schuppig – das übliche Problem (und ja, wir haben schon einiges versucht). Ansonsten bin ich aber floh- und ekzemfrei.
- Meine Augen sind mittlerweile halbblind bis blind – was mich allerdings überhaupt nicht stört: Ich fange sogar noch Leckerchen aus der Luft! Zumindest manchmal. Für den Job einer Betriebspsychologin reicht es allemal! (Anmerkung der Chefin: Aber die Katzen, an denen Ember beim Gassi gehen mittlerweile vorbeiläuft, ohne sie weiter zu beachten, sind schon etwas irritiert …)
- Näher besprochen wurden weiterhin
- mein Humpeln (mal mehr, mal weniger) in den letzten zwei Wochen.
- Meine Dauerbeule am rechten Oberkiefer.
Humpeln
Die letzten Wochen humpelte ich mal mehr, mal weniger stark. Manchmal hatte die Chefin das Gefühl, dass es mich nicht weiter störte und dass das Humpeln sogar aufgehört hatte. Andere Male hatte sie den Eindruck, dass es mich wirklich schmerzte.
Eigentlich dachte sie, dass ich mir zuvor meine Pfoten vertreten habe und daher nur ein wenig Ruhe benötigte. Beim Check-up stellte sich aber heraus, dass ich leichte Arthrose in den Vorderpfoten habe. Schockschwerenot!
Gott sei Dank einigten sich die Chefin und die Tierärztin, dass ich erstmal nur eine arthrosegerechte Futterumstellung bekomme. Also erstmal keine Medikamente – puuh, Glück gehabt!
Beule im Oberkiefer
Tjaaa, das war schon eine andere Hausnummer:
Die Vorgeschichte
Vor einem Jahr musste ich außer der Reihe zur Ärztin, weil ich eine dicke Backe hatte. Es stellte sich heraus, dass ich einen schief gewachsenen Zahn – mit dazugehöriger schiefer Wurzel habe, die sich entzündet hatte. Ich bekam Antibiotika, und eine „Spezialbehandlung“ von der Chefin. Danach war alles wieder gut … bis einige Wochen später das ganze von vorne losging:
Entzündung, 2. Akt
Es schwoll wieder etwas an – und die Chefin schob Panik, weil bei einer wiederholten Entzündung eine OP mit Zahnziehen im Raum stand. Bei mir Seniorin war sie da nicht sonderlich scharf drauf. Da ich trotzdem alles fraß und keine sichtbaren Beschwerden hatte, bekam ich also zu meinem Futter öfter mal einen Löffel entzündungshemmendes Schwarzkümmelöl. Den fand ich richtig lecker, und die Beule wurde auch nicht größer. Also wurde erstmal abgewartet.
Aktueller status quo
Bei der jetzigen Untersuchung brachte ich dann auch prompt 2 kg mehr als letztes Jahr auf die Waage, aber die Beule war immer noch vorhanden. Bedenkliche Gesichter um mich herum, und mir wurde schon ganz mulmig. Es war von einer Narkose zwecks Röntgenaufnahme die Rede (Stillhalten wird wirklich überbewertet!).
War: bedenkliche Entzündung. Ist: harmlose Fistel
Irgendwann nahm die Ärztin eine Nadel und stach von innen in die Beule, um zu schauen, ob Flüssigkeit ablief, und wenn ja, welche Farbe diese hatte. Glückliche Gesichter um mich herum, als klare Flüssigkeit (keine gelbe – das fanden die richtig gut!) auslief und sich die Beule quasi beim Zusehen auflöste: Die Zahnwurzelentzündung war weg und an gleicher Stelle hatte sich „nur“ eine Fistel entwickelt.
Ja, die Fistel kann wiederkommen. Aber lieber einmal kurz aufgestochen als Röntgen und Zahn-OP!
Popo-Untersuchung
Danach kam meine absolute Hass-Untersuchung: Mir wurde mein Popöchen kontrolliert und daran rumgedrückt. Irgendwas mit Analdrüsen. Ich will nicht weiter darüber sprechen …
Blutuntersuchung
Dummerweise gibt es für Ältere mehr Vorsorgeuntersuchungen als für Jüngere. Wenn ihr mich fragt: Ich finde das diskriminierend! Vor allem, wenn das bedeutet, dass ohne mein Veto zu beachten, mir auch noch Blut abgenommen wurde!
Leute, Vorsorge ist ja gut und schön. Aber es sind zusätzliche Minuten auf DEM TISCH!
Und alles nur, damit die sich meine Leber-, Nieren und Zuckerwerte ansehen können! Dabei sind die perfekt! War also gar nicht nötig!
Gewicht
Und zum Schluss musste ich noch auf die Waage. Ab einem gewissen Alter fragt man eine Dame ja nicht mehr danach, finde ich. Ja, stimmt, machten sie auch nicht. Stattdessen hob mich der Juniorchef einfach hoch und stellte sich kurzerhand mit mir zusammen auf die Waage. Das war ja nett gemeint: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Aber hochgehoben werden, ist jetzt auch nicht meine bevorzugte Freizeitbeschäftigung.
Jedenfalls habe ich, wie schon oben berichtet, seit letztem Jahr 2 kg mehr auf der Waage. Aber das ist noch okay.
Impfen
Wenn wir schon mal da waren, wurde mein Impfstatus gecheckt und nachgeimpft. Ich frage mich, wozu das sein muss? Ich bin doch immer gesund! Noch nie hatte ich Staupe, Tetanus oder Tollwut!
Nachwirkungen und weitere Maßnahmen
Seit dem Check-up sind nun ein paar Wochen ins Land gegangen und einiges hat sich geändert:
- Mein heißgeliebtes Schwarzkümmelöl bekomme ich nicht mehr. Stattdessen gibt es alle paar Tage etwas Nachtkerzenöl. Das ist okay, aber kommt leider nicht an die Würze von Schwarzkümmelöl ran.
- Mein Futter wurde umgestellt – und ich liiieeeebe es: Es riecht nach Meeresfrüchten und schmeckt wirklich klasse! (Anmerkung der Chefin: Ich finde ja, es stinkt nach gammeligem Fisch.)
- Zusätzlich habe ich ein paar Nächte lang den Healy in mein Körbchen bekommen.
Was jetzt genau davon geholfen hat, weiß ich nicht, aber ich kann wieder humpelfrei laufen/rennen/rasen. Und etwas abgenommen habe ich auch – obwohl meine Futterportion nun größer geworden ist.
Ausblick
Auch im kommenden Jahr werde ich mich bemühen, fit zu bleiben. Damit ich weiter arbeitsfähig bleibe. Und wirklich nur zur jährlichen Kontrolle zur Ärztin muss.