Betriebliches

Die Ausstellung der Gesellenstücke – einer der Höhepunkte des Jahres

Gestern Abend war es wieder so weit: Alle zwei Jahre bilden wir einen Azubi aus, und der dieses Jahr voraussichtlich seine Ausbildung beendende hatte bereits das letzte halbe Jahr den ganzen Betrieb wild gemacht und empirische Untersuchungen zu seinem optimalen Gesellenstück betrieben. Ich schreibe das so abwertend, aber in Wirklichkeit fieberten alle mit, was der Azubi sich wohl für ein Gesellenstück ausdenkt, entwickelt, entwirft, plant, zeichnet und irgendwann dann auch baut.
Und da dieses Stück die kreative Krönung der Ausbildung ist und oft das weitere Leben des jetzigen Azubis begleiten wird (das Gesellenstück des Gatten kommt demnächst in unserem „Kaminzimmer“ zu neuen Ehren), ist es für den Lehrling in der Zeit der Dreh-und Angelpunkt.
Und auch, wenn jedes Teil die Minimalanforderungen erfüllt (bzw. erfüllen sollte), sind von der Gestaltung (z.B. massiv, Spanplatte, geölt, lackiert, Stilrichtung), Funktion (z.B. Tische, Türen, Regale) und Finessen (z.B. besondere Beschläge, LED-Ausleuchtung) so große Unterschiede, dass man mit allem rechnen muss.

Daher wird die Ausstellung der Gesellenstücke immer mit großer Spannung besucht. Neben den Familien, Prüfern, Lehrern und Ausbildern sind auch die fertigen Gesellen (in ihrer Freizeit!) und und anderer Irgendwann-mal-Tischler-gelernt-habenden-Menschen mit dabei.

Dieses Jahr waren leider nur 5 Stücke zu bewundern, und so kam dem einzelnen Teil mehr Beachtung zu, was die Aufregung der Irgendwann-mal-Gesellen noch zusätzlich vergrößerte.

Noch zwei wichtige Punkte: Unser Geselle-in-spe hat mit seinem Stück bestanden, auch wenn sein Geschmack nicht unbedingt der der Prüfer war (aber damit muss man leben, wenn man seinen individuellen Geschmack hat)!
Und, fast ebenso wichtig: Ich habe vor lauter Rührung nicht geheult, sondern blieb tapfer trocken in den Augen!

Autor

Ich bin die "Tischlerfrau": Ehefrau vom Tischlermeister, Mutter von zwei Jungs, Frauchen und Möchtegernchefin vom Tischlerhund Ember.

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