Bemerkenswertes Menschliches

Treffen der Generationen – Vom Erben, Schenken und Familienkrach

So hatten wir vor kurzem Mutter und Tochter. Die Mutter wünschte sich für ihr (ehemaligs) Haus mehr Einbruchschutz. Es wurde ein Termin mit Mutter, Tochter und Tischlermeister vereinbart, und die Problematik erörtert und über die Möglichkeiten beraten.

Nach dem Gespräch fragte die Tochter, jetzige Hauseigentümerin, nach dem ungefähren Preis und gab sofort den Auftrag: „Ja, dann machen Sie das bitte. Wann können Sie anfangen?“

So sollte das Zusammenspiel zwischen den Generationen optimalerweise laufen.

 

Leider wurden mein Mann und der Geselle vor kurzem Zeugen eines nicht ganz so harmonischen Miteinanders:

Der Vater rief an und bat um die Behebung eines Wasserschadens in dem von ihm bewohnten Haus. Mein Mann fuhr hin, machte ein Angebot, ein Termin wurde vereinbart, das Material bestellt. Als dann die Arbeiten vor Ort beginnen sollten, fuhr der Sohn unseres Auftraggebers vor, stutzte – und bat um Aufklärung, was wir denn dort zu suchen hätten.

„Wir wurden von Ihrem Vater beauftragt, den Wasserschaden zu beheben.“

„Mein Vater ist nicht mehr Inhaber des Gebäudes, und ich habe Ihnen keinen Auftrag erteilt. Bitte fahren Sie wieder.“

Der Vater, ein altbekannter und immer problemloser Kunde, stand daneben und rief dazwischen, dass er uns den Auftrag erteilt habe und uns wie auch in der Vergangenheit bezahlen wolle, wir sollten bitte weiterarbeiten.

„Nein, mein Vater hat Alzheimer, der weiß nicht, was er sagt“, sprach der Sohn, „sollten Sie hier weiterarbieten, werde ich Ihnen die Rechnung nicht bezahlen.“

Der Gatte und der Geselle standen dazwischen und fühlten sich als Teil eine live vorgetragenen Reality-Soap der übelsten Sorte, denn der Vater hörte alles klar und deutlich mit, was der Sohn so über ihn von sich gab.

 

Schlussendlich sind der gatte und der Geselle dann, mit der Bitte um Verständnis seitens des Vaters, wieder gefahren, denn einen eventuell unbezahlt abgearbeiteten Auftrag können und wollen wir uns nicht leisten.

 

Und wir können die oft vorhandene Angst der Verschenkenden, sich von ihren Werten zu trennen, mittlerweile noch ein wenig besser nachvollziehen.

Autor

Ich bin die "Tischlerfrau": Ehefrau vom Tischlermeister, Mutter von zwei Jungs, Frauchen und Möchtegernchefin vom Tischlerhund Ember.

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