22.5.2012: Handwerk mit Weitsicht

Handwerk mit Weitsicht

Tischlermeister Jürgen Hoppe hat sich auf die Ansprüche von Senioren eingestellt
von Sabine Rasche

Sie sind Anfang 40, dynamisch und kreativ: Dennoch denken Jürgen Hoppe und Bettina Luther schon jetzt fast täglich ans Alter – und das kommt ihren Kunden zugute. Der Tischlermeister aus Rinteln-Engern und seine Frau wissen genau, was ältere Menschen an Komfort in den eigenen Wänden brauchen und sie wissen, wie das Material Holz dafür eingesetzt werden kann. Als Handwerker haben sie so eine Nische gefunden, die ihnen Aufträge sichert -und die aufgrund der demografischen Entwicklung zukunftsweisend ist.
Die erste Hürde für ältere Menschen sind die Treppenstufen. „Nicht immer lässt sich das bei einem Haus oder einer Wohnung verhindern“, sagt Bettina Luther. Aber es gibt für den Innenbereich Handläufe, die zusätzlich eingebaut werden können. Daran können sich Senioren, Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder auch Kinder mit beiden Händen beim Abwärtsgehen sicher festhalten oder sich nach und nach hochziehen. Der Einbau eines zweiten Handlaufes, passend in der Holzart zur bestehenden Einrichtung, sei oft eine gute Alternative zu Treppenliftern.

RMZ berichtet über die Tischlerei Hoppe.
RMZ berichtet über die Tischlerei Hoppe.

In der Küche bieten sich dem Tischlermeister und seinen vier Mitarbeitern viele Möglichkeiten, das Leben der Kunden durch das richtige Möbel bequemer zu machen. „Sie sollten komfortabel und ergonomisch sein. Darauf legen wir großen Wert“, sagt Luther. Ein Beispiel: Die Höhe einer Küchenarbeitsplatte sollte der Körperlänge angepasst sein – ob mit oder ohne Unterschränken. „Wer auf einen Rollstuhl angewiesen ist, für den sind Unterschränke oftmals ein Hindernis“, weiß die Fachfrau. Ebenfalls kein großer Aufwand: Der Austausch von Schranktüren oder Schubladenfronten. Denn pflegeleicht soll es im Alter sein. „Das spart Kraft und Energie“, betont Luther. Voll ausziehbare Schubladen in den unterschiedlichsten Größen – passend beispielsweise für eine Wasserkiste – seien einfacher zu handhaben als Schranktüren.
Auch der Blick ins Badezimmer zeigt: Auch Badmöbel können nach Maß und seniorengerecht getischlert und umgebaut werden.
Manchmal reichen kleine Maßnahmen aus, um eine große Wirkung zu erzielen: „Nicht nur unsere älteren Kunden schätzen den Luxus eines hohen Bettes oder eines hohen Wohnzimmersofas“, sagt Luther.
Manchmal müsse ein Umbau sein, nach einem Unfall etwa oder wegen einer Krankheit.
Möbelstücke im Nachhinein zu erhöhen oder umzubauen ist für das Hoppe-Team kein Problem. Beratungsgespräche in solchen Fällen oder für Maßanfertigungen sind für den Handwerksmeister die Voraussetzung, um ein gutes handwerkliches Ergebnis zu erzielen. Das Arbeiten mit Holz ist für Hoppe mehr als ein Beruf. Seine Kreativität kann er einbringen, wenn es darum geht, Kundenwünsche zu erfüllen.

Sofapult für bequeme Ratespiele - erfunden udn getischlert von der Tischlerei Hoppe aus Rinteln
Sofapult für bequeme Ratespiele – erfunden udn getischlert von der Tischlerei Hoppe aus Rinteln

Für seine Schwiegermutter hat er ein ganz besonderes Möbel gebaut. Sie gab ein Sofapult in Auftrag, das sie als Schrägpult wie einen kleinen Tisch vor sich ziehen kann, um bequem auf dem Sofa sitzend die Zeitung zu lesen oder Gehirnjogging mit dem Nintendo zu machen. Das zusammenklappbare Pult aus Massivholz wird nach den individuellen Ansprüchen gebaut. „Überhaupt ist das Wohlbefinden in den eigenen vier Wänden sehr wichtig – für alle Menschen, ob Jung oder Alt“, betont Hoppe. Dazu gehöre auch das Sicherheitsbedürfnis. Der Tischlermeister kennt sich mit moderner Sicherheits- und Schließtechnik gut aus. Dieser Bereich liegt ihm am Herzen. Nicht umsonst ist seine Tischlerei seit Jahren anerkannter Fachbetrieb für Gebäudesicherheit und wird zudem vom Landeskriminalamt und der Handwerkskammer Hannover empfohlen. Um auf die Generation 50 plus zurückzukommen: Mit nur einem Handgriff lassen sich für ältere Kunden Fenster dank innenliegender Sicherungen einbruchsicher schließen. „Der Kraftaufwand ist der wie bei einem herkömmlichen Fenster“, demonstriert Hoppe gerne in seinen Ausstellungsräumen.

22.5.2012: Region mit Zukunft (Beilage der DeWeZet und anderer Zeitungen)