Bemerkenswertes Menschliches

Notöffnung bei Herrn Müller

Neulich Abend, 19.00 Uhr, ein Anruf: „Hallo, hier Herr Müller, mein Vater hat sich ausgesperrt, könnten Sie ihm bitte die Tür öffnen?“

Der Vater von Herrn Müller ist uns wohlbekannt, daher sicherheitshalber die Rückfrage meines Mannes: “ Herr Müller, haben Sie denn schon mal in den Hosentaschen Ihres Vaters nachgesehen? Meistens hat er den Schlüssel dann doch irgendwo dabei.“

Aber in diesem Fall ist kein Schlüssel in Griffweite, zumal Herr Müller jun. sich nicht in der Nähe von Herrn Müller sen. befand.

Also fährt der Herr Hoppe los, um Herrn Müller sen. die Tür zu öffnen.
Angekommen, erwartet den Herrn Türöffner eine denkwürdige Situation:
Die Polizei steht vor dem Haus, Herr Müller sen. ist auf Anhieb nicht zu entdecken…bis man den Blick über eine alte Holzleiter schweifen lässt, die in dem Moment bis in den dritten Stock zur Wohnung von Herrn Müller sen. reicht und auf der Herr Müller sen., vorsichtig geschätzt weit über 80 Jahre alt, zielstrebig nach oben klettert.

Der Tischlermeister, dank Türöffnertätigkeit zeitweise mit der Polizei den gleichen Kundenkreis bedienend und deswegen bei und mit den Ordnungshütern wohl bekannt, hört noch, wie einer der Herren in sein Funkgerät spricht: „…und wenn der Herr Hoppe nun auch noch gleich zu mir kommt, können wir fahren.“

Herr Hoppe kommt zu ihm, aber die Polizisten fahren trotzdem noch nicht. Sie wenden ihre ganze Überredungskunst auf, Herrn Müller zum Abstieg von der Leiter zu überreden.

Denn selbst wenn Herr Müller, zwar sehr rüstig, aber trotzdem nicht mehr der Jüngste, oben auf seinen Balkon klettern könnte, würde ihn dort eine geschlossene Balkontür erwarten.

Während also die Ordnungshüter sich mit Herrn Müller beschäftigen, macht sich der Türöffner über selbige her. Die ist unverschlossen, mit einer Not- und Gefahrenfunktion ausgestattet und nur dank Durchzug zugefallen. Daher ist die Öffnung quasi im Handumdrehen vollzogen.

Und während nun bereits Herr Müller von den Polizisten die Treppe hochbegleitet wird, ist er noch immer über seinen Sohn am schimpfen: „…nie hilft er mir…hätte der nicht mal die Leiter festhalten können…“

Dabei hätte der andernorts wohnende Sohn auch vor Ort nicht viel machen können:
Herr Müller sen. ist dank Lebenserfahrung mittlerweile sehr mißtrauisch geworden. Obwohl von uns ein wirklich anspruchsvoller und einbruchssicherer Schließzylinder in die Tür eingebaut worden ist, wechselt Herr Müller sen. alle zwei Wochen seinen Zylinder aus.
Er hat nämlich als „special edition“ bei sich im Haushalt einen gewissen Vorrat an hochwertigen Wechselzylindern, die er in einem ausgeklügelten System regelmäßig an seiner Wohnungstür austauscht. Die dazu gehörenden Schlüssel gibt er sicherheitshalber auch nicht aus der Hand, so dass der liebste Sohn in solchen Situationen im wahrsten Sinne des Wortes „hilf-los“ ist.

[Namen von der Tischlerfrau zum Schutz des Kunden geändert.]

Ach  ja, und wenn Sie auch mal einen „Schlüsseldienst“ benötigen oder weitere Fragen zum Thema haben, schauen Sie doch mal auf der Seite „Schlüsseldienst“ vorbei!

Autor

Ich bin die "Tischlerfrau": Ehefrau vom Tischlermeister, Mutter von zwei Jungs, Frauchen und Möchtegernchefin vom Tischlerhund Ember.

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